■ Die Anderen: "La Repubblica" zu Finanzkrise der asiatischen Staaten / "Financial Times" zur Abkoppelung der Währung Hongkongs / "Corriere della Sera" zu Folgen des Börsenkrachs / "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu Währungskrise in Asien
Die Finanzkrise der asiatischen „Tigerstaaten“ kommentiert „La Repubblica“ aus Rom: Niemand vermag zu sagen, was in den nächsten Stunden oder in den nächsten Tagen passiert. Die Unsicherheit ist sehr groß. Alles, was man heute sagen kann, ist, daß es sich um eine angekündigte Krise handelt, die vorhersehbar war. Aber gegen die man bislang so gut wie nichts getan hat. Niemand kam bislang mit dem Feuerlöscher oder mit Sandsäcken angerannt. Woher kommt diese Krise? In den 70ern erlebten die asiatischen Länder diesen enormen wirtschaftlichen Boom mit Wachstumszahlen von bis zu 13 und 14 Prozent. Es ist ganz klar, daß dieser fantastische Boom auch Lawinen der Inflation losgetreten hat.
Die britische „Financial Times“ warnt vor einer Abkoppelung der Währung Hongkongs vom US-Dollar: Der Druck auf die Währung muß als eine Prüfung für die neue Regierung von Hongkong angesehen werden. Er ist zugleich ein Test für die Fähigkeit Chinas, das Territorium zu verwalten. Eine Abkoppelung der Währung könnte das Vertrauen in Hongkong zerstören und großen Schaden anrichten. Die Antwort der Behörden von Hongkong auf die Spekulation war bisher völlig richtig. Sie müssen die Verteidigung des Hongkong-Dollars fortsetzen und Warnungen über die Kosten einer solchen Haltung ignorieren. Denn alle anderen Alternativen sind noch viel kostspieliger als der jetzige Kurs.
„Corriere della Sera“ aus Mailand schreibt über die globalen Folgen des Börsenkrachs: Das asiatische Fieber hat im August in Thailand begonnen. Jahre des übermäßigen Wachstums, finanziert mit ausländischen Schulden (die allzuoft in Projekte mit zweifelhafter Rendite investiert wurden) sind in der klassischsten Art einer Vertrauenkrise zu Ende gegangen: Das Kapital hat angefangen, sich aus dem Land zurückzuziehen; der Wechselkurs und die Börsen sind gefallen. Dann hat es Malaysia, Indonesien und die Philippinen erwischt, die ebenso wie Thailand ihr Wachstum auf Schulden gegründet hatten. Die Krise in Südostasien wird nicht ohne rezesssionsähnliche Folgen für die Weltwirtschaft sein können.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ analysiert die Währungskrise in Asien: Manche der sich zunächst so kraftvoll tummelnden kleinen Tiger – Thailand, Malaysia, aber auch andere – haben den Anschluß an die nächste Entwicklungsstufe noch nicht gewonnen: Anstatt in die Produktionskategorie des Maschinenbaus vorzustoßen, verharren sie zu lange auf der Ebene der Niedriglohnproduktion von Textilien und Lederwaren. Dorthin drängen mittlerweile andere, billigere Anbieter. Es zeigt sich aber auch, daß das Kapital sich nicht wohl fühlt, wo autokratische Regime und Korruption statt einer stabilen Demokratie und der Herrschaft des Rechts die Sitten und die Geschäftsbedingungen bestimmen.
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