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Die Lemminge von Halle 6 Von Sotscheck, Ringel & Rönneburg

Dann ist doch wieder alles schiefgegangen: Murphy's Gesetz. Dabei hatten wir am Nachmittag am Frankfurter Buchmessenstand des Verlegers G. Heimler in Halle 6 nicht Murphy's, sondern Guinness getrunken. Allerdings war TOMs Glasrand rundherum mit Lippenstift beschmiert, was den Berliner Comic-Papst für eine knappe Viertelstunde in die Abstinenz trieb.

Abends im Pressezentrum, wo wir noch einen Text in den Laptop hacken wollten, schaltete uns der Hallenwart den Strom ab, und der Artikel war futsch. Resigniert beschlossen wir, uns dem Frankfurter Nachtleben hinzugeben. B. Häusler, Kennerin aller deutschen Vergnügungsmeilen, hatte in einem Sachsenhausener Spezialitätenrestaurant einen Tisch bestellt, in das wir auch unseren Lieblingsverleger, den großen Donaldisten G. Heimler, bestellten.

Leider hatte B. Häusler uns in einen falschen Bus nach Nirgendwo gelotst und dabei den Namen des Restaurants vergessen. Ein erneuter Anruf beim Frankfurter Verleger brachte Licht in die Sache: „Kanonenstengel“ lautete der wenig verheißungsvolle Name. Dafür, daß das Großraumtaxi, das wir nach Nirgendwo beordert hatten, erst nach einer halben Stunde auftauchte, hatten wir Verständnis: Es hatte eine Kölner Autonummer. Der Fahrer verweigerte jede Erklärung und fuhr schnurstracks in den nächsten Stau, wo der Motor erstarb. „Abgewürgt, abgewürgt“, krähte R. Sotscheck, was der Taxifahrer mit eiskaltem Blick quittierte. Viel später tauchte rechts Halle 5 auf – anderthalb Stunden, nachdem wir Halle 6 auf dem Weg ins Nachtleben verlassen hatten.

Wider Erwarten erreichten wir schließlich doch den „Kanonenstengel“, der in Wirklichkeit „Kanonesteppel“ hieß, was auch nicht viel besser war. In der Eingangstür machte B. Häusler auf dem Absatz kehrt und verkündete, das sei die falsche Kneipe. Sie wollte in den Nachbarladen, hatte aber die Namen verwechselt. Wieder ein Anruf bei G. Heimler, der sich daheim bereits haareraufend ein Butterbrot schmierte, während es C. Rönneburg langsam zu bunt wurde: „Wo haben wir eigentlich den Tisch bestellt?“ „Im Kanonesteppel“, antwortete B. Häusler und machte einen lächerlichen Versuch zu rechtfertigen, warum sie dennoch in den anderen Laden wollte. Nun rebellierten die Lemminge. Unter Führung von TOM machten wir erneut kehrt und steuerten den uns zustehenden Tisch im „Kanonesteppel“ an. Daß M. Ringel und R. Sotscheck in der Äppelwoi-Wirtschaft freudig zwei Biere orderten, war nicht der letzte Irrtum des Abends. Der Kellner bellte: „Da seid ihr in der falschen Kneipe. Hier gibt's nur Äppelwoi.“ Falsche Kneipe? Falsche Stadt?

Der nächste Tag brachte das alljährliche Würstchenessen mit Harry Rowohlt, neben dem ein „extrem langer, extrem hagerer und extrem behaarter Amerikaner“ (B. Häusler) gleich ein halbes Dutzend Frankfurter in sich hineinschob, um anschließend im jährlichen Bauch-Wettbewerb kläglich auf dem letzten Platz zu landen. Der nikotinverschlankte Vorjahressieger R. Sotscheck sollte H. Rowohlt weichen, der daraufhin vorschlug, im nächsten Jahr einen Schwitz-Wettbewerb ins Leben zu rufen.

Er rechnet sich gute Chancen auf einen Sieg aus. Und wenn G. Henschel nicht teilnimmt, kann alles gut ausgehen.

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