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Unterm Strich

Erst der Preis und dann das Haus: Einen Tag nach der Georg-Büchner-Preisverleihung ist im hessischen Riedstadt/Goddelau das renovierte Geburtshaus Georg Büchners „der Öffentlichkeit übergeben“ worden, wie es in solchen Fällen zu heißen pflegt. 184 Jahre nach Büchners Geburtstag am 17. Oktober 1813 erfährt dessen Schlachtruf „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ damit eine Art Rückkehr zu den Wurzeln. Büchner lebte knapp drei Jahre mit seinen Eltern in der Weidstraße 9.

Der Freie Deutsche Autorenverband (FDA), die konservative Alternative zum gewerkschaftlichen Schriftstellerverband, Club für alle, die gerne über Geistesfreiheit und Dichteradel räsonieren, hat einen neuen Vorsitzenden. Der Tübinger Klaus Jentzsch wurde auf der Jahresversammlung in Weimar am Wochenende zum Nachfolger des 1996 gestorbenen FDA-Präsidenten und ehemaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Hans „Johnny“ Klein gewählt. Was der in einem Autorenverband zu suchen hatte, wissen die Götter. Jentzsch ist hauptberuflich Abteilungsleiter in der Landeszentrale für politische Bildung in Baden- Württemberg, auch nicht gerade der Hort großen Dichtertums, aber mehr hat der FDA eben nicht zu bieten. Trotzdem forderte er gleich „mehr literarische Beiträge, die die innere Einheit der Deutschen fördern“. Drunter macht man's im FDA nicht.

Die Halbwertszeit von Moral beträgt nur ein paar Jahre. Auf Dauer gilt Kompetenz doch mehr: Brandenburgs Kultusminister Steffen Reiche (SPD) hat sich jedenfalls dafür ausgesprochen, den 1994 wegen langjähriger Stasi-Tätigkeit abgelösten Intendanten des Brandenburger Theaters, Ekkehard Prophet, wieder einzustellen. Der „Märkischen Allgemeinen“ sagte Reiche, unter Prophet sei das Theater eines der besten im Lande gewesen. Seit dem Ausscheiden Prophets waren zwei Indendanten am Brandenburger Theater gescheitert. Nachdem Michael Muhr im Februar 1997 kündigte, ging vor zwei Wochen auch dessen Nachfolger Harald Arnold. 1994 hatten sich trotz der Stasi-Vergangenheit 85 Prozent der Mitarbeiter des Theaters für Prophet eingesetzt.

Noch 64 Tage bis zum Brechtjahr, und so langsam werden die Brechtianer nervös: Was tun zum Hundertsten? Das Literaturforum im Berliner Brechthaus macht sich's leicht und hält wie jedes Jahr seine Brechttage ab. Vom 7. bis 14. Februar werden „mehrere Veranstaltungen dem Autor und seinem Werk“ gewidmet sein. Klingt originell. Erwartet werden „Editoren und Biographen, Dichter und Stückeschreiber, Regisseure und Literaturwissenschaftler“, kündigte der Publizist Friedrich Dieckmann an. Adolf Dresens Festvortrag werde „die Aspekte bündeln und das Jahrhundert ins Auge fassen, von dem Brechts Arbeit sich abstieß, um ins Innere seiner Widersprüche vorzudringen.“ Wohlan, fassen wir ihm ins Auge!

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