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Die Königin der Runzligen Von Ralf Sotscheck

Es waren fünfzig glückliche Jahre, log der Herzog von Edinburgh. Am Donnerstag feierte er mit Königin Elizabeth die goldene Hochzeit. Man habe sich stets die Arbeit gerecht aufgeteilt und eine vernünftige Balance zwischen individuellen und gemeinsamen Interessen gefunden, sagte er. Während er auf die Jagd ging, fütterte sie die Corgis.

Leicht hatte man es freilich nicht: „Wir mußten unsere Kinder unter schwierigen und belastenden Umständen großziehen“, sagte er. „Dafür sind sie ziemlich gut gelungen, und man möge mir verzeihen, daß ich stolz auf sie bin.“ Die nächste Generation mache sich auch schon ganz prächtig, fand er und dachte: Trotz der Mütter, die ja nun so gar nicht zur Familie paßten.

Die „Hochzeitsfiesta“, wie das siesta-auslösende Ereignis hieß, wurde auf zwei Tage ausgedehnt. Weil das Pärchen sich nach dem Tod Dianas und dem anschließenden PR-Desaster ein bißchen volksnäher geben wollte, fuhr man nicht in der goldenen Staatskutsche, sondern im Rolls-Royce zur Westminster-Abtei und ging nach der Messe eigenfüßig vor der Kirche spazieren. Prinz Philip erinnerte sich dabei an damals, als an die bösen Schwiegertöchter noch gar nicht zu denken war: „Alle fanden, daß unsere Hochzeit nach den öden Kriegsjahren ein wenig Farbe in ihr Leben gebracht hat. Damals war ja praktisch alles noch rationiert.“ Offenbar vor allem Philips Verstand. Oder mußte er etwa nach Rolex-Uhren anstehen? Heute hat er immerhin 500 Stück davon.

Jedenfalls war vor 50 Jahren die Welt noch irgendwie in Ordnung, und Elizabeth hätte es gerne wieder so wie früher. „Ich finde manchmal, daß sich die Welt zu schnell für ihre Bewohner verändert, zumindest für uns alte“, sagte sie vor kurzem im pakistanischen Parlament. Über den „Finger auf dem Zeitraffer“ ist sie nicht amüsiert, auch wenn er ihrem PR-Berater Tony Blair gehört. Zwar hat sie ihre eigene Website im Internet, auf der man eine alte Frau mit Kopftuch sehen kann, doch beim Wort „Keyboard“ denkt sie an ein Klavier. „Ein alter Hund lernt keine neuen Tricks mehr“, lautet ein englisches Sprichwort. Und ein Corgi schon gar nicht.

Nun war die Kwien ja auch in ihrer Jugend nicht besonders aufgeschlossen gegenüber Veränderungen. Die Technophobie ist bei den Windsors offenbar erblich. Königin Mary, Elizabeths Großmutter, hat sich zeitlebens geweigert, ein Telefon zu benutzen. Wenigstens das hat die Enkelin gelernt, wie ihre exorbitanten Telefonrechnungen beweisen.

Die „Runzligen“ — so nennt die britische Presse die Senioren — sind empört. „Nur weil sie zu blöd ist, ihren Videorecorder zu programmieren, muß sie uns nicht alle über einen Kamm scheren“, sagte eine 95jährige Untertanin. „Wenn sie nichts mehr rafft, dann ab ins Heim. Bei den teureren Heimen darf man sogar Hunde mitbringen.“

Die ebenfalls 95jährige, aber adlige Barbara Cartland, Autorin von rund tausend Romanen, gibt der Königin dagegen recht. „Wir müssen wieder so werden wie früher“, sagte sie, „als sich die Männer noch wie Gentlemen benahmen.“ Oder war das ein Seitenhieb gegen die Queen und ihren mißratenen Ältesten? Schließlich war Barbara Cartland die Stiefoma von Diana.

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