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What's hot, what's notSanta Steven Spielberg

■ Moguln wie Steven Spielberg sind doch gute Menschen: Geschmack in und um Hollywood, besonders um das Weihnachtsfest herum

Neulich, Sie können es ruhig glauben, lernte ich Steven Spielberg kennen. Er hatte mich zu einem Brainstorming, seinen neuen Film betreffend, eingeladen, weil er jeden Morgen die taz gründlich durcharbeitet und deshalb weiß, daß bei dieser Zeitung die lustigsten und gebildetsten Menschen überhaupt beschäftigt werden, auch wenn es vor den Artikeln nicht ausdrücklich einzeln vermerkt ist.

Steven Spielberg wurde gerade auf den ersten Platz der „Entertainment Weekly“- Power-List der mächtigsten Männer Hollywoods gewählt. Diese Liste wird einmal jährlich erstellt, und zwar im Herbst, wenn alles reift und abstirbt, um später zu werden, weswegen die Erstplazierten auf dieser Liste dann im folgenden Jahr auch nicht mehr auf den vorderen Plätzen zu finden sind.

Steven Spielberg hatte mir also ein Treffen in seinem Büro vorgeschlagen, ja, er rief sogar persönlich an. Dolles Ding. (Wo ich doch Moguln sonst nicht erkenne, wie bei der letzten Berlinale, als einer neben mir saß, und Kollegen mich deswegen gemein in die Rippen schubsten.) Da es sich nun um eine wichtige Angelegenheit handelte, bei der die taz würdig vertreten werden mußte, gab man mir unseren Kultur-Chef Harry bei.

Nur hat es nicht wirklich genützt, jedenfalls nicht im Sinne der Firmenpolitik. Wir kamen um Stunden zu spät, weil ich das Sketch-Board nicht finden konnte, auf dem ich meine Ideen und natürlich die meiner Kollegen notiere (wer abschreibt, hat mehr vom Leben!). Harry war wegen des Zuspätkommens ein bißchen sauer, aber Steven Spielberg fand das gar nicht schlimm. Er trat mir warmherzig lächelnd entgegen, den Bart ordentlich am Kinn festgeknipst, die Brille auf Hochglanz gewienert, und zu meiner angenehmen Überraschung war er einen Kopf kleiner als ich. Das gestaltete die Kräfteverhältnisse gleich übersichtlicher. Auch half, daß der Fußboden in Stevens Büro schwarzweiß geschachbrettelt war wie in der Trickfilm-Version von „Alice im Wunderland“. Steven, das war klar, hatte das Kind in sich nicht vergessen und war auch als Mogul ein Mensch geblieben. Er fragte sogleich, wie er seinerseits uns denn helfen könne und welche Autoren und Redakteure wir denn so bräuchten, worauf ich — wie aus der Pistole geschossen — antwortete, „neue Computer“, mit mindestens 1.000er Prozessoren, auch wenn die noch gar nicht erfunden sind. Die taz-unsrigen in Berlin sind ob ihrer Betulichkeit nämlich eher für eine Wochenzeitung geeignet, nicht etwa für eine Tageszeitung. Man muß auch immer ans Gehäuse klopfen und „lieber Computer, aufwachen!“ rufen, wenn man sie einschaltet. Steven verstand das alles sofort und wies seinen Assistenten, einen Mann, der noch kleiner war als er selbst, denn auch sofort an, etwas zu unternehmen. Nur Harry trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und gab mir zudem aus dem Hintergrund Zeichen, die ich nicht verstand. Wenn ich es mir überlege, glaube ich, daß er mich für hoffärtig und unbescheiden hielt. Aber was, bitte, soll's, wenn unsereins schon mal gefragt wird?

Wir hatten dann noch einen schönen Abend mit Steven, spielten ein bißchen Billard in seinem roten Plüsch-Salon, tranken einige wenige Gläser Sekt und naschten vom Perlhuhn mit den Preiselbeeren. Der Geist des verstorbenen Jerry Garcia war auch dabei. Steven mußte beim Billard auf einem Höckerchen stehen, weil er ja so klein ist, aber er machte sich nichts draus, was seine wirkliche Größe zeigt. Wir trennten uns um Mitternacht mit Schulterklopfen; sogar Harry reichte dem Mogul aufgelockert kulturvoll die Hand. Seither warten wir hier in Berlin auf Weihnachtspakete aus USA. Hallo, Steven, melde dich doch mal wieder! Anke Westphal

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