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Ungesund umverteilt

■ Städte sind mit Anforderungen einer umweltgerechten Müllpolitik überfordert

Möglichst umfangreiches Recy-cling und möglichst schadstoffarme Beseitigung von Abfällen sind für eine nachhaltige Müllpolitik nur von zweitrangiger Bedeutung. Mit dieser These kratzte Werner Schenkel, Direktor des Umweltbundesamts (UBA), am Weltbild mancher Experten auf dem Internationalen Recycling-Kongreß in Hamburg, der gestern zu Ende ging.

„Das Recycling, so wie es heute betrieben wird, wird nicht nur die Erwartungen nicht erfüllen, sondern auch noch erhebliche, derzeit nicht erkennbare ökologische Folgen haben“, prophezeite Schenkel. Seine Begründung: Viele Recy-cling-Verfahren sind extrem aufwendig. Sie verursachen Verkehr, benötigen Energie und machen Schadstoffe meist nicht unschädlich, sondern verteilen sie lediglich in der Umwelt – etwa als eingebackene Gifte in Ziegeln oder Zement. Er kritisierte „himmlische Heilserwartungen“, die in Recyclingverfahren gesetzt werden.

Schenkel fordert, Abfälle von vornherein zu vermeiden – und rannte damit bei GAL-Abfallexpertin Antje Möller auf dem Kongreß offene Türen ein. Um Müll zu vermeiden, müsse die Wirtschaft Produkte so konzipieren, daß sie mit möglichst geringem Rohstoffaufwand herzustellen seien, daß sie leicht wiederverwertbar oder „bis zum molekularen Baustein“abbaubar sind – Maßnahmen, die Städte und Länder kaum beeinflussen können.

Bitteres Fazit des UBA-Direktors, auch für Hamburg: Die Abfallkonzepte der Städte seien, gemessen an diesen Anforderungen, „vielleicht kommunalpolitisch interessant, aus ökologischer Sicht haben sie wenig Bedeutung“.

Achim Fischer

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