: Jimi wieder auf Fehmarn
Ein Vierteljahrhundert ist er nun schon her, dieser regnerische Spätsommerabend auf einem Steilufer über der Lübecker Bucht. Die Weißweinflasche kreiste (“Bergadler“, 2 Liter für 1,99 Mark), der Joint ebenfalls, aus dem batteriebetriebenen Kassettenrecorder tönte blechern „All along the Watchtower“. Sehnsüchtig schweiften die Blicke der vier langhaarigen Dreizehnjährigen im Parka übers Meer nach Nordosten: Dort, keine 50 Kilometer Luftlinie entfernt, stand zu nämlicher Stunde der guitarero auf einer Bühne im Rapsfeld: Jimi Hendrix spielte in Petersdorf auf Fehmarn vor mehr 20.000 Freaks: Love an' peace, auch in Ostholstein – ohne die vier Frustrierten, die elterliche Erziehungsgewalt fernhielt.
Das „little Woodstock“ auf der Insel am 6. September 1970 wurde zum letzten großen Auftritt des Jimi Hendrix: Zwölf Tage später starb der Mann, der wie noch kein Linkshänder vor ihm die Gitarre zu quälen verstand, in London. Das die einmalige Chance, Jimi live on stage zu erleben, auch die letzte sein würde, ahnten die Vier auf der Steilküste ebensowenig wie die Tatsache, daß der Saiten-Heros aus Seattle künftig den Inseltourismus anheizen soll.
Am Sonnabend will Fehmarns Fremdenverkehrschef Martin Riedel in der kleinen Gemeinde, die in die Rock-Geschichte einging, einen Gedenkstein für Hendrix enthüllen. Mehr noch, künftig soll jedes Jahr ein „Festival in bescheidenerem Rahmen als damals“ an den legendären Auftritt erinnern und die Insel „vor allem für Jugendliche interessanter machen“.
Wie wär's mit dem Reunion-Konzert von „Take That“ und Robbie Williams? smv
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