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Unabhängig von Spenden werden

■ Obdachlosen-Zeitschrift „Hinz & Kunzt“ wird selbständig

Ein „Kleinkind“ schwimmt sich frei: Kurz nach ihrem zweiten Geburtstag im November wird die Hamburger Obdachlosenzeitung Hinz & Kunzt zum 1. Januar 1996 in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Alleiniger Gesellschafter wird vorerst das Diakonische Werk Hamburg sein. Landespastor Dr. Stephan Reimers, Leiter des Diakonischen Werks, kann sich vorstellen, daß es irgendwann weitere Gesellschafter geben wird, das sei aber „noch nicht spruchreif“. Reimers bleibt weiterhin Herausgeber der Zeitung.

„Das Projekt war von Anfang an selbstbestimmt angelegt. Mit der Ausgliederung wird ein Zugewinn an Freiheit erreicht“, erläutert Reimers. Für Doris Tito, Geschäftsführerin von Hinz & Kunzt, ist die Selbständigkeit vor allem die Verankerung einer Idee: „Wir sind zugleich eine Zeitung und ein soziales Projekt. Um beiden Anforderungen gerecht zu werden, brauchen wir eine flexible Struktur und die passende Rechtsform.“ Allein die Mitarbeiterstruktur mit Journalisten, Sozialarbeiter, Betriebswirtin und ehemaligen Obdachlosen ist „einfach ein Sonderfall“.

Bisher hat das Diakonische Werk seine Verwaltungsstruktur zur Verfügung gestellt. Eine nicht unerhebliche Belastung, „das kann man nicht nebenbei machen“. Ab Januar muß Hinz & Kunzt, die mit einem Preis von 1,80 Mark Deutschlands günstigste Obdachlosenzeitung ist, für Dienstleistungen wie Führung von Gehaltskonten oder Ausstellung von Spendenbescheinigungen ans Diakonische Werk bezahlen. Die zu erwartenden Kosten seien aber „überschaubar“.

„Die Selbständigkeit ist möglich, weil wir in Hamburg so gut angenommen worden sind“, freut sich Doris Tito. Die Zeitung kommt ohne öffentliches Geld aus, finanziert sich durch Verkaufs- und Anzeigenerlöse sowie Geld- und Sachspenden aus der Bevölkerung. Wenn das Projekt sich spendenunabhängig selbst tragen soll, müßten pro Ausgabe 145.000 Zeitungen verkauft werden; im Juli waren es ungefähr 95.000 Stück. Durch das Projekt habe sich der Umgang mit dem Problem Obdachlosigkeit in Hamburg geändert, aber „wir brauchen weiterhin finanzielle und moralische Unterstützung.“

Marlene Reimers

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