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„Das ist kein Spitzelprojekt“

■ Behörde contra Helferszene: Streit um Drogenpolitik neu entbrannt / Dritter halblegaler Druckraum im Schanzenviertel eröffnet Von Silke Mertins

„Die Drogenhilfe ist zerstritten, und da hat man sich auf einen gemeinsamen Feind geeinigt.“ Das glaubt der Leiter des Landesamts für Rehabilitation, Ulrich Koch. Der Feind: seine Behörde. Als gestern der dritte „Gesundheitsraum“ namens „FixStern“ im Schanzenviertel eröffnet wurde, ging es um den eigentlichen Anlaß nur zweitrangig. Die samt und sonders erschienenen AkteurInnen der Drogenhilfe und Behördenvertreter nutzten vielmehr die Gelegenheit, im Streit um die „richtige“ Drogenpolitik einen neuen Höhepunkt anzusteuern.

Die derzeitige Drogenpolitk, besonders das auf Repression setzende „Projekt Hauptbahnhof“, sei „ein Desaster für ganz Hamburg“, so Rainer Schmidt von der Drogenberatungsstelle „Palette“. Das Schmidtsche Horrorszenario: Als Folge der Vertreibungspolitik sucht sich die Szene neue Standorte und wird, nachdem sie auch aus dem Schanzenpark verbannt ist, zwangsläufig auf die Kellereingänge und Hausflure der angrenzenden Wohngebiete ausweichen.

„In St. Georg stehen wir fünf Minuten vor einer Bürgerwehr“, belehrte Koch die in eben diesem Viertel arbeitenden SozialarbeiterInnen. Doch die Drogenhilfe-MitarbeiterInnen würden sich nur für die „Politisierbarkeit“ des Problems und nicht für praktizierbare Lösungen interessieren, so Koch.

„Sie tragen eine herausragende Verantwortung für die Drogenpolitik“, hob Koch den Zeigefinger mit Blick auf die BetreuerInnen und vergaß auch nicht sein Lieblingszitat eines nicht genannten Drogenhelfers vorzutragen, der ihm gesagt haben soll: „Die PolizistInnen in St. Georg sind die wahren Sozialarbeiter.“

Deshalb kann der Amtsleiter auch gar nicht verstehen, warum die Drogenhilfe für die beiden seit 1. August im „Projekt Hauptbahnhof“ agierenden Sozialarbeiterinnen nur Hohn und Spott übrig hat. „Unter parteilicher Sozialarbeit verstehe ich etwas anderes“, so Norbert Dworsky von Freiraum, der Betreiberin der „Gesundheitsräume“. Daß Sozialarbeiterinnen mit der Polizei zusammenarbeiten sollen und weder ein Konzept, noch Erfahrung für ihre Arbeit mitbringen, hält er unisono mit seinen KollegInnen für inakzeptabel und unprofessionell.

„Das ist kein Spitzelprojekt“, nahm Koch die SozialarbeiterInnen-Stellen in Schutz. Daß sich die zwei neuen Streetworkerinnen in die Szene geworfen haben – wie sie behaupten – , bestreitet aber die Drogenhilfe. Außer auf Veranstaltungen und in den Einrichtungen selbst, hätten sich die beiden noch nirgendwo blicken lassen.

Auch Kochs Vorwurf, daß die Drogenhilfe nicht gesprächsbereit sei, wird heftigst zurückgewiesen. „Es gab einen runden Tisch und an dem wurde so viel gelogen, daß sich die Balken bogen“, so Rainer Schmidt. Trotzdem wolle man sich weiterhin zu „konstruktiven Diskussionen“ mit der Innenbehörde zusammenzusetzen.

Bauchschmerzen bereitet der Drogenhilfe vor allem die halblegale Situation der „Gesundheitsräume“, in denen offiziell – anders als in Frankfurt – nicht gedrückt werden darf. Kommt es zur Anzeige, wird die Hamburger Staatsanwaltschaft strafrechtlich gegen „Freiraum“ und seine MitarbeiterInnen vorgehen. „Obwohl inzwischen sogar CDU-Hardliner wie Karl-Heinz Ehlers“, so Norbert Dworsky, „die Fixerräume mittragen“.

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