piwik no script img

Fragen der Woche

„Brennt eine Kerze im schwerelosen Raum, z.B. in einem luftgefüllten Raumschiff?“ (13.12.97)

Die Kerzenflamme ist nicht länglich wie auf der Erde, sondern sie brennt rund. (Wo sollte auch oben sein?) Und weil die Frischluft und die verbrannten Gase sich nur langsam austauschen können, brennt die Kerze auch nur auf kleiner Flamme, das heißt bläulich und nicht sehr heiß. Bilder und weitere Erklärungen zu Kerzen in der Schwerelosigkeit („Microgravity“ im Fachjargon) finden sich auf im Internet auf der Seite http://zeta.lerc.nasa.gov/expr/cfm.htm. Dort ist u.a. eine Erklärung zum „CFM“ Experiment im Priroda Modul der Raumstation MIR. Sebastian Egner, Karlsruhe

Eine Kerze brennt nach oben, weil die durch die Flamme erwärmte Umgebungsluft leichter ist als die sonstige Luft. Dieser Sog sorgt für neuen Sauerstoffnachschub. Fehlt ein Gewicht der Luft, so stirbt die Kerzenflamme – die sehr kurzfristig eine kreisrunde Form besitzt – an Sauerstoffmangel. Wenn jedoch die Kerze herumgetragen wird, brennt sie in die Gegenrichtung. Allerdings auch nur, bis das im Docht gebundene Wachs verdampft ist. Bei DIN- Kerzen zieht dann auch noch der geschmolzene Wachs in den Docht ein, bei Importkerzen verkleben die Armaturen (sh. MIR-Pannenserie!). Thomas Köke, Hannover

Die Kerze brennt! Ihre Flamme ist allerdings kugelförmig und blau. Marius Müller, St. Wendel

Ja, die Kerze brennt! Man stelle sich eine Wachskugel in der Größe des Jupiters vor, die im All herumfliegt und an einer Stelle einen Docht hat. Drumherum eine Sauerstoffathmosphäre, sonst brennt natürlich nichts. Diese Wachskugel erzeugt offensichtlich ähnlich wie auch die Erde eine Anziehungskraft, so daß an der Wachskugeloberfläche Bedingungen herrschen, die mit denen der Erde vergleichbar sind. Allerdings wird spätestens an dieser Stelle die Unmöglichkeit des in der Frage aufgeführten Sachverhaltes deutlich: jede noch so kleine Kerze erzeugt ein Schwerefeld. Eine Kerze im schwerelosen Raum gibt es also gar nicht. Sebastian Niehaus, Hamburg

Scherzfrage! Sie brennt überhaupt nicht, oder höchstens einige Sekunden kugelförmig, dann erstickt sie an ihren eigenen Abgasen, weil diese – obwohl heiß, also leichter als Luft – mangels Schwerkraft nicht nach oben abziehen. Es geht, wenn man die Kerze langsam bewegt. Dann bleibt die Flamme hinter ihr zurück. Oder man kann die Flamme vorsichtig anblasen. Helmut Richter, Frankfurt a.M.

Raumschiffkerzen brennen nicht, bzw. nur sehr schwach. Das wird die Kosmonauten auf der Raumstation „MIR“ sicherlich betrüben. Wenn eine Kerze brennt, entstehen zum größten Teil die unbrennbaren Reaktions-produkte Kohlendioxid und Wasserdampf. Da sich diese erwärmen, dehnen sie sich aus und werden dadurch spezifisch leichter als ihre Umgebung. Nach dem archimedischem Prinzip steigen solche Gase auf, weil sie einen Auftrieb erfahren. Sie machen somit Platz für neue sauerstoffreiche Luft. Im Raumschiff gibt es aber keine Schwerkraft, und folglich ist auch nichts leichter oder schwerer, d.h. die unbrennbaren Gase steigen nicht auf und ersticken quasi die Kerzenflamme. Daß die Kerzenflamme dennoch brennt, liegt an leichten Luftverwirbelungen und an der Diffusion. Unsere Feuerwehrleute verdanken somit der Schwerkraft ihren Beruf, ohne Gravitation kein Feuer! Jan Schmidt, Berlin

Warum gibt es Löcher? (xxxxx)

Folgende Situation: A und B gehen nachts eine dunkle Vorortstraße entlang. A zu B: Du, da vorn ist was! B: Da ist doch nichts. A: Doch, da vorne ist was. B: Nein, ich sag dir, da ist nichts. Nach wenigen Metern fällt A in ein Loch, das Bauarbeiter ungesichert hinterlassen haben. B ruft zu A hinunter: Ich hab dir doch gesagt, da ist nichts! Fazit: Es gibt keine Löcher, aber es kann ganz schön weh tun, wenn man hineinfällt. Christhard Meister, Ansbach

Warum wird in Deutschland bei höheren Zahlen zunächst immer der kleinere Wert genannt? (13.12.97)

Dieser Brauch stammt aus der Zeit, als die Deutschen noch ein Volk der Dichter und Denker waren: Dreiundzwanzig, vierundzwanzig usw. klingt doch viel melodischer als zwanzigdrei oder zwanzigundvier. So ist auch erklärbar, daß das fragliche Phänomen nur für zweistellige Zahlen gilt: 7463 kann kein Mensch melodisch aussprechen. Ärgerlich sind natürlich die aus dem Rhythmus fallenden Zahlen elf bis neunzehn. Abhilfe böte hier die Silbenverdoppelung auf „zehen“: dreizehen, vierzehen etc., was aber die Gefahr einer Verwechslung mit anatomischen Sachverhalten in sich trüge und dort überdies nicht über den Krüppelstatus (neunzehen) hinauskäme. Martin Heberlein

Das Lateinische als Muttersprache der Naturwissenschaften bietet beide Möglichkeiten: XXI kann sowohl „unus et vigunti“ als auch „viginti unus“ ausgesprochen werden (Langenscheidts Großes Schulwörterbuch Lateinisch- Deutsch, 6. Aufl. 1990, S. 1302). Also ist die Antowrt nicht in einer mathematischen Gesetzmäßigkeit, sondern in den Naturen der einzelnen Sprachen zu suchen: Französisch ist eine endungsbetonte Sprache, während das Deutsche anfangsbetonend ist, was man z.B. bei der Bildung zusammengesetzter Hauptwörter beobachten kann (Chefredakteuer = r'edacteur en chef) oder daran, daß im Französischen das Adjektiv in der Regel nachgestellt wird, während Deutsche es dem Substantiv voranstellen (das rote Auto = la voiture rouge). Die Engländer haben sich meines Wissens erst in jüngerer Zeit für die „französische Variante“ entschieden. So heißt es im Original von „Gullivers Reisen“: „He then commanded six and thirty of the lads (...)“ (Jonathan Swift, Gulliver's Travels, III, 5). Warum und wann sich dieser Sinneswandel vollzogen hat, würde mich auch interessieren. Christian Backe, Syke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen