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Ungeheuerlich

■ betr.: „Die Türkei hilft Italien“, „Suche nach Zuständigkeit“ (Die Bundesrepublik sieht kurdische Flüchtlinge als Problem Italiens), „Hölle Nummer 5“ (Gespräch mit führendem kurdischem Exilpoliti ker Mehdi Zana), taz vom 30.12. 97

Zunächst kann man es kaum glauben: „Die Türkei hilft Italien“, titelt es da gefolgt von einer dpa/ AFP-Meldung [...]. Da sich Nachrichten natürlich jeglicher Bewertung enthalten, blättert man gespannt weiter zum angekündigten Kommentar auf Seite 10. Dort erklärt ein Werner Raith – ja, was eigentlich? –, daß Italien schon mit den Albanern genug zu tun hat? – daß Bewegungsmelder und Grenzschutzboote an Touristenstränden nicht gut aussehen? – daß die Türken ihre Kurden zwar den Italienern in die Arme treiben, daß sie aber eigentlich die Deutschen meinen?

Oder ist etwa irgendwo etwas über die Ungeheuerlichkeit zu lesen, die darin besteht, daß Folterer und Menschenverächter ihre willkommenen Dienste anbieten, um die wieder einzufangen, die ihnen gerade noch entronnen sind?

Man müßte an der Haltung Ihrer Zeitung zu Menschenrechtsverletzungen in der Türkei verzweifeln, wenn nicht wenigstens auf der Seite 13 Thomas Dreger im Rahmen einer Buchrezension den im Exil lebenden ehemaligen Bürgermeister von Diyarbakir und Ehemann der noch für mehr als zehn Jahre im Gefängnis schmorenden Parlamentsabgeordneten Leyla Zana, Mehdi Zana, zu Wort kommen ließe, natürlich mit kritischer Distanz und Ausgewogenheit; hier die Schilderung der sadistischen Quälereien der türkischen Wärter, da die Mahnung, daß es auch bei der PKK Menschenrechtsverletzungen gibt.

In der Hoffnung, daß Sie meinen Brief noch als ausreichend augewogen empfinden, grüßt Sie Udo Moerschen, Viersen

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