: Parks: KPMG-Gutachter skeptisch
■ Vertraulich: „Kritische Prämissen“der Wirtschaftsprüfer auch nach der „Design-Phase II“von Ocean- und Space-Park
„Wir beschließen jetzt in den nächsten Wochen den Bau des Ocean-Parks und den Bau des Space- Parks“, so eindeutig hat sich Bremens Finanzsenator Hartmut Perschau beim CDU-Neujahrsempfang dieser Tage festgelegt. In der Bremer Verwaltung wird auch unter Hochdruck an der Realisierung der beiden größten Investitionsprojekte des Sanierungsprogramms gearbeitet. Für 13,5 Millionen Mark Steuergeld soll demnächst das Stahlplatten-Lager der Kramer-Gruppe vom AG-Weser-Gelände verlagert werden, das vor drei Jahren mit einem 66-Jahre-Erbpachtvertrag dort erfolgreich angesiedelt wurde.
Die Grundsatzentscheidung, ob der Space-Park dort und in Bremerhaven der Ocean-Park trotz des Subventions-Anteils von 982 Millionen Mark rentabel betrieben werden können, wird dennoch immer weiter hinausgeschoben – die Banken-Finanzierung steht weder für den Space- noch für den Ocean-Park, weiß Wirtschaftssenator Josef Hattig im internen Gespräch.
Ein Blick in das streng vertrauliche Gutachten der Wirtschaftsprüfer der KPMG-Deutsche Treuhand erklärt, warum. Entscheidend für die Investitionsprojekte ist, wer sie kompetent betreibt und das Risiko dafür trägt, und wieviele BesucherInnen erwartet werden können. Die Besucher-Prognosen seien „nicht in jedem Fall widerspruchsfrei“, heißt es vernichtend in dem KPMG-Gutachten. Es sei nicht mehr vorgelegt worden als eine „mathematische Herleitung von Besucherprognosen“, durch die „eine Scheingenauigkeit suggeriert wird“. Der Nachweis der Rentabilität stütze sich damit „als nachweisbare Größen im wesentlichen (auf) die Bevölkerungszahl im jeweiligen Einzugsgebiet und die Tourismus-Situation“. Das finden die Gutachter zu wenig.
Bei der Kostenkalkulation fehlen Verträge über Zinssätze und Laufzeiten. Zudem bemängeln die Gutachter, daß die Folgeinvestitionen, um „alle drei bis vier Jahre“die Attraktivität zu erneuern, viel zu gering angesetzt seien.
Die Köllmann-Gruppe geht dabei davon aus, daß der Anteil der staatlichen Subventionen für die beiden Parks bei 982 Millionen Mark bleibt, auch wenn die Kosten insgesamt um 128 Millionen auf 1,838 Milliarden Mark gedrückt wurden – der staatliche Anteil würde auf über 50 Prozent ansteigen. „Kostensenkungspotentiale“könnten „Auswirkungen auf das Volumen der öffentlichen Förderung“haben, bemerken die Gutachter.
Über einen sog. „Garantiefonds“soll Bremen am Betreiberrisiko beteiligt werden. Um dieses staatliche „Betreiberrisiko“zu vermindern, sollten mehrere Gesellschafter in die in Bremen gegründete Betreibergesellschaft „European Leisure Company“(ELC) eintreten. Als im Frühjahr 1997 deutlich wurde, daß weder die Dasa noch „strategisch“interessante Firmen aus der Tourismus-Branche mitmachen wollen, wurde aus der Bremer ELC eine 100prozentige Wiesbadner Köllmann-Tochter, Köllmann sollte bis Ende September Mitbetreiber finden. Am 17. Dezember 1997 hatte Bremens Wirtschaftssenator Anlaß, noch einmal schriftlich nach Wiesbaden zu geben, daß die 982 Millionen Subventionen nur gezahlt werden, wenn insbesondere eine „Verstärkung des Betreiberkonzeptes durch Aufnahme geeigneter und kompetenter Partner sichergestellt wird“. Auch die KPMG-Gutachter schreiben, dies sei „zwingend erforderlich“, es seien aber bisher nur „zahlreiche Gespräche“geführt worden.
„Unter Berücksichtigung der vorstehend genannten kritischen Prämissen“, so schließt das KPMG-Gutachten, sei der „derzeitige Planungsstand ... plausibel dargelegt“. Mehr nicht. K.W.
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