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Antworten auf Letzte Fragen

Beeinflußt das Drücken des Kästchens an einer Drückampel wirklich das Kommen des Grünsignals? (24.1. 98)

In einer perfekten Welt schon. In Köln allerdings ist das einzige Ergebnis das Aufleuchten der Nachricht „Bitte warten“.Lutz Krebs

Nein! Das Ding speichert die Fingerabdrücke der Rot-Latscher.Thomas Müller, Chemnitz

Zweifelsohne. Je öfter man drückt, desto länger dauert es, bis die Ampel auf Grün schaltet. Meine Treppenhausbeleuchtung verhält sich übrigens genau umgekehrt: Je öfter ich den Lichtschalter drücke, desto eher geht das Licht aus.Matthias Wolf, Ditzingen

Es besteht kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Benutzung des Ampeldrückkästchens und dem Verhalten der Ampel. Es gibt aber Theorien, daß man durch die Benutzung des Ampeldrückkästchens das Verhalten einer anderen Ampel oder vielleicht das derselben Ampel, nur zu einer anderen Zeit, beeinflussen kann. Nach diesen Theorien stehen die Kästchendrücker plötzlich als die gescheiteren Menschen da, die sich einen Spaß draus machen, Ampelverhalten an anderen Stellen in Raum und Zeit zu beeinflussen.Sven-S. Porst

Diese Frage kann weder eindeutig mit Ja noch überzeugend mit Nein beantwortet werden. Es kommt nämlich auf die Ampel an. Ampeln in der Nähe von Schulen reagieren tatsächlich auf das Drücksignal, aber meist nur bei einmaligem Drücken. D.h.: Wer mehrmals drückt, muß länger warten. Dies ist bestimmt wieder eine von diesen pädagogischen Maßnahmen, die zu Mäßigung erziehen sollen. Es gibt aber auch Ampeln, die sich erst dann zu einem grünen Signal bequemen, wenn sie den Eindruck haben, daß jetzt sehr viele Leute lange genug gewartet haben. Diese Ampeln kann man nur durch eine hohe Drückfrequenz übertölpeln. Ich bin mir jedoch sicher, daß es auch genug Ampeln gibt, die völlig selbstherrlich und willkürlich darüber entscheiden, wann sie wen über die Straße lassen.Andrea Widmann, Växjö

In Aachen hat man des Rätsels Lösung an einigen „Drückampeln“ direkt vor Augen: Bei normalen Kästchen passiert rein gar nichts, und Mensch harrt an der (roten) Ampel der Dinge oder auch nicht. Beim sogenannten Aachener Modell erscheint sofort nach dem Drücken ein separates Lichtsignal: „Grün folgt“. Das nimmt einem das moralische Recht, die Straße nach einer Weile bei Rot zu überqueren. (Es wird ja gleich grün.) Außerdem ist sofort klar, daß der Drücker in keiner Weise mit der Ampel selbst in Verbindung ist, sondern nur den hämischen Schriftzug verursacht. Ein Einfluß auf das Grünsignal kann auch bei normalen „Drückampeln“ ausgeschlossen werden.Dirk Tentler

Nein, natürlich nicht. Das Drücken beeinflußt bestenfalls das durch eventuelles Nichtdrücken potentiell vorhandene schlechte Gewissen des Drückenden bei nicht auszuschließender Präsenz Minderjähriger. Ampeln vom Typ I an Straßen ohne Mittelstreifen werden grundsätzlich immer in gleich langen Zeitintervallen grün. Ampeln vom Typ II besitzen ein zusätzliches Signal. Das Drücken bewirkt hier lediglich das Aufleuchten des Wortes „Warten“. Auch hier sind die Intervalle zwischen den Grünphasen gleich lang. Ampeln vom Typ III schließlich führen über Straßen mit Mittelstreifen, die in zwei oder mehr Etappen überquert werden müssen. Bei solchen Ampeln bewirkt das Drücken tatsächlich das Kommen des Grünsignals – nur immer zuerst auf der falschen Seite.Thomas Mahn, Wehrheim

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Wie erkennt man, ob ein Foto einen Sonnenauf- oder Sonnenuntergang zeigt? (24.1. 98)

Ich würde zunächst annehmen, daß es sich auf fraglichem Foto um einen Sonnenuntergang handelt. Bei Sonnenuntergang sind viel mehr Leute mit Kameras unterwegs als bei Sonnenaufgang, darum ist die Wahrscheinlichkeit viel größer.Peter Kasper, Blowing Rock, USA

Natürlich an der praktischen Datums- und Zeitanzeige der neuartigen ostasiatischen Sucherkameras, die neben der Fokussierung des hinauf- oder hinabsinkenden Feuerballs selbstverständlich auch rechts unten auf dem gedruckten Freudenfoto fein und säuberlich die gewünschte Uhrzeit zum Zeitpunkt des Schnappschusses aufzeigen.Carsten Höge, Heidelberg

Man nehme einen Kompaß und richte ihn auf das Foto. Wenn es ein Sonnenaufgang ist, zeigt der Kompaß die östliche Himmelsrichtung an, bei einem Sonnenuntergang ist die Nadel unbeirrbar auf Westen eingestellt. Man kann sich dafür durchaus auch mit einer Uhr behelfen. Allerdings kann das Ergebnis beim Ermitteln der Tageszeit durch die üblichen zwölf Ziffern bei 24 Stunden – zumal bei eher Unerfahrenen – verfälscht werden.A. Blechschmidt

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Warum sind Menschen nur äußerlich symmetrisch? Herz, Leber und Magen liegen schließlich unsymmetrisch zur Körperachse, und es gibt sie nur einmal. (24.1. 98)

Es kann sehr wohl eine Symmetrie im Körper geben: Das hängt vom Zeitpunkt ab, d.h. davon, wo sich welches Organ gerade befindet. Nehmen wir das Herz. Ist es auf dem rechten Fleck, oder rutschte es in die Hose? Oder die Wanderniere, die Schrumpfleber (mit kaum noch symmetrischer Bedeutung). Ferner wenn sich der Magen herumdreht. Angesichts dieses bewegten Organismus kann es durchaus – zumindest eine Zeitlang – eine symmetrische Konstellation geben.Christian Karweick, Lübeck

Bei der asymmetrischen („gestreuten“) Lage wichtiger innerer Organe wie Herz, Leber oder Galle handelt es sich um eine stammesgeschichtlich noch junge evolutionäre Errungenschaft (N. Luhmann). Als sich der Mensch mit dem Anbrechen der Eisenzeit in die Lage versetzte, durch den zwanglosen Zwang des besseren Arguments (J. Habermas) nicht lösbare Konflikte mit einem senkrechten Schnitt von der Kehle zum Genital seines Kontrahenten zu erledigen, verlagerten sich einige Organe aus dem gefährlichen Bereich der Schnittlinie heraus, während andere, wie der Magen oder die Lunge, dieser Bewegung nicht folgen konnten oder wollten (daher bleibt uns bei der unerwarteten Lösung letzter Fragen noch heute bisweilen „die Luft weg“).

Im übrigen weisen die vor ca. 150 Jahren einsetzenden anthropometrischen Messungen eine sehr allmähliche Wiederannäherung der fraglichen Organe („Organdrift“) an die vertikale Symmetrieachse des menschlichen Körpers aus, eine Tatsache, die wir getrost als evolutionäre Reaktion auf die Erfindung der Schrotflinte werten können (der Körper scheint sich zu sagen: „Wenn schon sterben, dann wenigstens in Schönheit“).Benno Wagner, Bochum

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