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■ QuerspalteABM de Luxe

Der Dollar steigt, weil die Tigerstaaten nicht mehr können vor Luftverschmutzung, Bestechung und Flugzeugabstürzen, weshalb gleich der Dow Jones fällt und den Goldpreis mitnimmt, was wiederum die Spekulanten aus dem Mittleren Osten ermutigt, sich in Süd-Korea und Malaysia einzukaufen, worauf die Börse in Rio auf einen Schlag 15 Prozent Kursverlust hinnehmen muß und in China wieder mal ein Dutzend auf frischer Korruption ertappte Bürokraten zur Stärkung der heimischen Volkswirtschaft öffentlich hingerichtet werden – so viel Globalisierung überfordert selbst das Weltwirtschaftsforum in Davos.

Gut, daß es noch einfache Dinge gibt im Leben, überschaubare Verhältnisse, Menschlichkeit. Die europäische Rüstungsindustrie hat jetzt von Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien den Auftrag erhalten, für 55 Milliarden Mark ein paar hundert Eurofighter zu bauen. Auch wenn wir den längst nicht mehr brauchen, brauchen wir ihn dringender denn je. Der Feind steht zwar, wie uns das Verteidigungsministerium auf Anfrage gern versichert, immer noch da drüben im Osten, aber er kriegt keinen mehr hoch. Andererseits sorgt der überflüssige Eurofighter für ungefähr 18.000 sichere Arbeitsplätze in Deutschland. 23 Milliarden Mark wendet das Deutschland in den Grenzen von 1990 auf, um 180 Flugzeuge zu kaufen, ein Flugzeug für 1.000 Arbeiter.

Wo der Taschenrechner schon mal glimmt, liebe Kinder, rechnen wir gleich weiter. 23 Milliarden durch 18.000 Arbeitsplätze, das macht ... genau 1.277.777,70 Mark pro Arbeitsplatz. Damit kann man einen Stern-Chefredakteur zwar bloß ein Jahr durchfüttern, einen Tagesspiegel-Herausgeber immerhin schon drei, einen Rüstungsarbeiter mit 4.500 Mark brutto im Monat aber schon 23 Jahre. Übrigens soll der Eurofighter nur 20 Jahre lang gebaut werden. Und jetzt, liebe Kinder, holen wir uns auch einen Arbeitsplatz. Einfach anfordern: Bundesministerium der Verteidigung, z. Hd. Volker Rühe, 53113 Bonn. Porto nicht vergessen! Willi Winkler

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