piwik no script img

Hotline gegen feuchte Keller

■ „Kanalservice“von BEB, Sanitärinnung und Deutscher Bank

Im letzten Juni, nach starken Regenfällen, hieß es in vielen Bremer Kellern „Land unter“. Die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB), zuständig für die Kanalisation und damals im Kreuzfeuer der Kritik, machen jetzt mit einem „Kanalservice“mobil gegen abgesoffene Keller: Ein Beratungstelefon wurde eingerichtet, eine 24-Stunden-Hotline der Klempner-Innung soll in ganz dringenden Fällen Hilfe vermitteln. Die Deutsche Bank bietet zudem spezielle Kredite an, wenn ein Hausbesitzer in teure Rückstauventile investieren muß.

Als Aktion des schlechten Gewissens will der Pressesprecher der BEB, Friedhelm Behrens, das neue Angebot nicht gewertet sehen. Zwar sei in der Vergangenheit „einiges schiefgelaufen“. Die Selbstkritik freilich bezieht sich nicht auf Mängel der Kanaltechnik – in die wurden in den letzten Jahren 200 Millionen Mark investiert. Vielmehr hätten die Entsorger ihre Stärken in der Aufklärung nicht genug betont. „Wir haben die Beratung für Grundstücksentwässerung nicht genug forciert“, meint Behrens. Seit dem letzten großen Guß im Sommer sei das Beratungsangebot ausgebaut worden, 930mal hätten die BEBler abschließend Rat geben können.

Wenn ein Keller voll brackiges Wasser läuft, liegt die Verantwortung allerdings in erster Linie bei dem Hausbesitzer, stellt Dieter Voigt, der oberste Abwasser-Spezialist der BEB, klar. Nur mit funktionierenden Schutzvorrichtungen sei der Wassergefahr beizukommen. Seit dem Umbau der Kanalisation seien die Abwasserkanäle ausgeglichener belastet, mehr Überlaufbecken stünden jetzt für den Notfall zur Verfügung. Dadurch werden auch die Torfkanäle und ihr ökologisches Gleichgewicht geschont, die früher als Notabfluß herhalten mußten.

Der neue „Kanalservice“bringt so einen Imagegewinn für die BEB, mehr Aufträge für die Sanitärinnung und der Bank mehr Zinsen wegen erhöhter Kreditvergabe. Familie Lonscher aus der Finndorfer Brandstraße hat davon freilich nicht viel. Nachdem mehrere Keller in der Straße mit brackigem Wasser vollgelaufen waren, tauchte auch die BEB auf, um sich ein Bild der Lage zu machen. „Bei uns laufen die Regenrinnen aber durch das Haus“, so Uwe Lonscher. „Da konnten die BEB-Vertreter uns auch nicht helfen.“Die Lonschers werden wohl auch beim nächsten großen Regen wieder ihre Pumpen anwerfen müssen.

Christoph Dowe

BEB-Beratung: 361-9413

Notdienst der Innung: 557-5505

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen