: Nachschlag zum Brahms-Jahr
■ Alles Brahms: Viel Theorie und noch mehr Klaviermusik im Haus im Park des Zentralkrankenhauses Bremen-Ost
Ein neues Seibert-Projekt kommt über die Stadt und beginnt – vergleichsweise zu der Menge der Veranstaltungen des 1997-Projektes „Aus der Seelentiefe“– an diesem Wochenende erst einmal bescheiden. Der Klavierprofessor der hiesigen Musikhochschule Kurt Seibert stellt mit Klaviermusik von Johannes Brahms seine besten StudentInnen vor, aber auch wieder mal sich selbst (wobei erfahrungsgemäß diese Konzerte kurzfristig ausfallen können) und seinen Sohn Christian Seibert. In Einführungen wird der rührige Pianist dann auch als Musikwissenschaftler tätig: Nach dem wirklichen Brahms-Jahr 1997 nun also Brahms-Wochen 1998 mit dem Titel „...in meinen Tönen spreche ich...“.
Als der zwanzigjährige Johannes Brahms 1853 in Düsseldorf das Ehepaar Schumann besuchte, schrieb Robert Schumann in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“: „...und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, ... er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener ...“. Dieser Eindruck ist auch heute noch anhand der Klaviermusik des frühen Brahms nachzuvollziehen: Von raketenhaftem Glanz und gleichzeitig formaler Schlüssigkeit sind die Sonaten op. 1, 2 und 5 und das Scherzo es-moll, die am Samstag um 20 Uhr gespielt werden.
Die Musik wird eingebettet in unterschiedliche theoretische Aspekte; so zu Beginn heute abend um 19 Uhr in dem Vortrag von Gerd Nauhaus, Direktor des Robert Schumann-Hauses in Zwickau. Er behandelt die Beziehung Johannes Brahms' zu Clara Schumann, die wohl seine größte Interpretin im neunzehnten Jahrhundert war. Die künstlerische und menschliche Spannung, in der Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms bis zu Schumanns Tod 1856 lebten, hat zu unzähligen Spekulationen Anlaß gegeben.
Der für Samstag geplante Vortrag des Musikjournalisten Peter Cossé aus Salzburg muß aus Krankeitsgründen verschoben werden. Cossé wird am 22. März um 16 Uhr anhand von Hör- und Videobeispielen einen Interpretationsvergleich des zweiten Klavierkonzertes vorstellen. Wenn man bedenkt, wie streng Brahms mit seinen Interpreten war, wie immer genauer er Spielvorschriften in seine Partituren eintrug, dürfte dieser Märznachmittag spannend werden.
Am Samstag um 17 Uhr geht es in Musik und Vortrag um einen Vergleich der Ästhetik Robert Schumanns und Johannes Brahms. So sehr Schumann Brahms bewunderte, so sehr unterschied sich seine als „Seelensprache“verstandene Musik von dem variativen Konstruktionsprinzip Brahms', das Arnold Schönberg in seinem berühmten Aufsatz von 1933 als „progressiv“bezeichnen sollte.
Der an der Musikhochschule Bremen tätige Hamburger Musikwissenschaftler Georges Nicolas Wolff wird in seinem Vortrag auf zahlreiche Beispiele zurückgreifen, die in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Konservatorium StudentInnen der dortigen Klasse Gundel Deckert spielen werden. Alle Veranstaltungen finden im Haus im Park statt. usl
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