Mein Urlaub in der Provence

■ Fanny Müller:

Der Urlaub war total p.c., denn es ist schon drei Jahre her, da waren wir und die Kackfranzosen noch gute Freunde. Erst mal die TeilnehmerInnen: Frau B., Frau T., Frau M., der intellektuelle Sohn T. (13), Hund T. (nicht verwandt). Später kam noch der sparsame Jurist W. dazu, mit dem es den Krieg wegen der Plastiktüten gab. Das ist aber eine andere Geschichte. Es sollte ein Abenteuerurlaub werden – fressen, saufen, Gauloises rauchen, wie angenagelt im Café sitzen und pausenlos Pastis ordern. So kam es dann auch. Nur setzte der Franzose – nach Lektüre des Buches von Frau Borowiak, „Frau Rettich, die Czerni und ich“, schon damals in unserer kleinen frankophoben Gemeinde – im folgenden „Kackfranzose“ (kurz: KF) genannt – gleich anfangs einen bösen Akzent. Die verspätet anreisende Frau M. sah sich nämlich am 5. Juli im Gare de Lyon in Paris ausgesetzt. Der KF hatte die südlichen Gleise blockiert. „Rien ne va plus“, hieß es frech. Wohin das Auge blickte, Ruin und Verfall der gallischen Kultur. Das zeigte sich dann auch im Flugzeug, das Frau M. besteigen durfte, nachdem sie sich von zehn häßlichen Hundert-Franken-Scheinen getrennt hatte: Tomatensaft und Rauchverbot. Wenn Frau B. nicht gewesen wäre, die, telefonisch vorgewarnt, am Flughafen einen Taschenflacon bereitgehalten hätte... Im Hauptquartier angelangt, wurde Frau M. sogleich von Sohn T. mit den Worten „Hello again“ und „Keine Panik. Euer Udo“ empfangen, was ihr ungefähr den Rest gab. Übrigens sollten dies auch fürderhin seine einzigen Beiträge zur Unterhaltung bleiben; ab und zu ergänzt durch „Alles wird gut“ und „Ein Lob der Köchin“. Nun kam erst mal das Abendessen (Ein Lob der Köchin), wobei sich Hund T. auf Frau M.s Fuß wälzte; auf dem, den sie letztes Jahr gebrochen hatte. „Das meint der nicht so“, spielte Besitzerin B. gleich alles herunter. Aber so leicht ließ Frau M. sich ihre Mißstimmung nicht verderben. Erst einige Flaschen später sorgten die Invasion von Killerameisen auf dem Abendbrottisch und die Entdeckung eines Skorpions an der Fußleiste des Salons (Keine Panik. Euer ...) wieder für gute Laune. Und als dann noch Jurist W. seine mitgebrachten Milkana-Käseecken auspackte (Hello again), war des Frohsinns überhaupt kein Ende mehr. Gott ja, und so ging es dann immer weiter. Sie wissen ja, wie das im Urlaub so ist (Alles wird gut).