■ Vorschlag: Nicht bloß für lüsterne Paschas: Oriental Dreams im Tiyatrom
Daß der orientalische Tanz, besser als Bauchtanz bekannt, nicht nur für lüsterne Paschas erfunden wurde, dürfte sich allmählich herumgesprochen haben. Während der Tanz in frühgeschichtlicher Zeit Teil eines Fruchtbarkeitsritus war und seinen Ausdruck im Geburtstanz fand, hat er sich in der abendländischen Tradition längst als Schau- und Bühnentanz etabliert. Laila El-Jarads tänzerische Idee ist vom Bühnentanz geborgt. Dieser hatte seinen Höhepunkt mit Samia Gamal im Ägypten der vierziger und fünfziger Jahre, und er präsentierte den orientalischen Tanz in einem Rahmen, der direkt von Hollywood inspiriert war. Lailas Tanzstil beruht auf modernen Tanzelementen; anders als die volkstümliche Art des orientalischen Tanzes, dem man mancherorts in Berlin begegnet, ist der Tanz durchgehend choreographiert.
Laila El-Jarads Liebe zum orientalischen Tanz ist Resultat einer langen Auseinandersetzung mit jenen beiden Kulturen, die sie auf-grund ihrer deutsch-palästinensischen Herkunft selbst am besten kennt. Ihr männliches Gegenüber heißt Murah Soares, kommt aus São Paulo und gilt als eines der größten Talente für den sogenannten Ethno Modern Dance in Deutschland. Laila und Murah arbeiten erst seit kurzer Zeit zusammen, doch ihre ersten gemeinsamen Auftritte als orientalisches Tanzpaar bekamen auf Anhieb so viel positive Resonanz, daß sie beschlossen, an gemeinsamen Choreographien weiterzuarbeiten.
Genauso selten wie orientalische Tanzpaare findet man Tänzerinnen, die von Live-Musikern begleitet werden. Laila und Murah aber betanzen die Musik des Ensembles Oriental Dreams. Diese vierköpfige türkische Gruppe präsentiert mit traditionellen türkischen Trommeln, einem melancholischen Saxophon und einem Akkordeon ihre Art orientalischer Kompositionen, die außerdem vom Ensemble Laila Saida, einer ausgewählten Gruppe von Lailas Schülerinnen, tänzerisch interpretiert wird. Songül Cetinkaya
Sonntag, 22.2., 20 Uhr im Tiyatrom, Alte Jakobstr. 21, Kreuzberg
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