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Alles neu beim alten?

■ „Independent“ vielleicht wieder mit Exchef

Der britische Independent bekommt noch eine Galgenfrist. Nachdem vorigen Monat Chefredakteuer Andrew Marr durch Rosemarie Boycott ersetzt worden war, um das kränkelnde Blatt zu einer großformatigen Boulevardzeitung zu machen, schien der Untergang besiegelt (taz vom 23.2.). Nun soll alles rückgängig gemacht werden.

Die beiden Hauptaktionäre, die Mirror-Gruppe unter ihrem Chef David Montgomery und der irische Unternehmer und Medienzar Tony O'Reilly, hatten in den vergangenen Wochen heftig um die Richtung des Blattes gerangelt, das lange Jahre zu den wichtigsten unabhängigen meinungsbildenden Zeitungen Großbritanniens zählte. Montgomery setzte auf Boulevard, während O'Reilly nur im Reigen der Qualitätszeitungen eine Überlebenschance sah. Montgomery setzte sich zunächst durch. Da sein eigener Stuhl jedoch aufgrund der sinkenden Mirror-Aktien wackelt, wird er die verlustträchtigen Independent-Anteile am Montag – an dem Tag legt die Mirror-Gruppe ihre Bilanz vor – wohl an O'Reilly verkaufen. Er soll aber weiterhin in der Mirror-Druckerei in Londons Canary Wharf gedruckt werden. Gestern bestritt die Mirror- Gruppe allerdings einstweilen noch, daß der Deal unter Dach und Fach sei.

Tony O'Reilly hat sein Vermögen mit gebackenen Bohnen gemacht: Er war 18 Jahre lang Vorstandschef des US-Lebensmittelkonzerns Heinz. Es ist durchgesickert, daß er Andrew Marr wieder zum Chefredakteur machen will. Ob er auch dessen Blattreform, die von Boycott aufgehoben worden war, wiedereinführen will, weiß man bisher noch nicht. Abzuwarten ist auch, ob die Journalisten zurückkehren, die aus Protest gegen Marrs Kündigung gegangen waren. Fest steht aber, daß das Blatt ohne größere Investitionen kaum zu retten ist. Ralf Sotscheck

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