: Penetrante Wiederholung wirkt
■ betr.: „Dialog ist keine Einbahn straße“, taz vom 26.2. 98
Bei Eurem Streit um die Aufnahme von Bundeswehranzeigen sollte meines Erachtens der Aufsichtsrat den taz-LeserInnen ruhig zutrauen, daß sie so mündig und selbstbewußt sind, daß sie sich durch die Anzeigen nicht blenden lassen, und „pecunia non olet“ trifft dabei auch zu.
Mit der Anzeigenaufnahme sollte eine Debatte über die „Zivilisierung der Bundeswehr“ anstatt über die „Militarisierung der Gesellschaft“ begonnen werden, wie sie schon von Ralf Fücks in seinem Kommentar zum Eintritt in die Bundeswehr begonnen wurde. Ob dies der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Die Auseinandersetzungen um die öffentlichen Gelöbnisse sollten allerdings anders geführt werden. Ich finde die Form der Gelöbnisse wie auch viele andere militärische Zeremonien abstoßend und „hirnlos“. [...] Die Hauptfrage und der Hauptstreitpunkt sollte sein, wie sind solche Zeremonien und Rituale zu gestalten, daß sie (und damit die Bundeswehr insgesamt) in die Zivilgesellschaft passen. Ein „Bürger in Uniform“ spricht nicht im Chor eine Gelöbnisformel, nimmt nicht den „Helm ab zum Gebet“, schlägt nicht die Hacken zusammen und tippt sich nicht an die Schläfe, wenn er einen Vorgesetzten sieht, brüllt er nicht im Chor: „Guten Morgen, Herr...“ usw. [...] Dirk Jordan, Berlin
[...] Ob es militärkritische Berichte in Zukunft in der taz geben wird, ist mir bisher unbekannt. Sicher ist jedoch, daß diese Anzeige zur größeren Akzeptanz der Bundeswehr auch unter taz-LeserInnen und -lesern beitragen wird. Denn die Bundeswehr-Werbung, wie Werbung überhaupt, wirkt nicht durch ihre überzeugenden Argumente – die gibt es nämlich nicht –, sondern durch ihre penetrante Wiederholung in allen Medien.
taz-Genosse bin ich geworden, weil ich damals hoffte, eine Alternative zur rassistischen, sexistischen und militaristischen Presse mitzufinanzieren und in der Presselandschaft zu erhalten. Sollte die taz zukünftig durch den bezahlten Abdruck militaristischer Bundeswehr-Propaganda finanziert werden, seid Ihr auf mein Geld nicht mehr angewiesen. [...] Klaus Meyer-Gramann
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