: Antworten auf Letzte Fragen
Warum halten sich mehr Leute auf Partys nach einer Weile nur noch in der Küche und nicht mehr im Wohnzimmer auf (selbst wenn es in der Küche keine Musik und keine Stühle gibt und sogar das Bier im Wohnzimmer steht)? (28.2. 98)
Man hält sich in der Küche auf, nicht obwohl es dort keine Musik gibt, sondern WEIL dort der Bass der 240-Watt-Anlage nur noch leise vernehmbar wummert. Daß man das stehend tun muß, nimmt man gerne in Kauf. Fürs Bier reicht ein Griff in den nebenstehenden Kühlschrank, meist hat der Gastgeber auch die eine oder andere Flasche wirklich guten Weines dort verbunkert, die man dann („Tschuldige, wußte nicht, daß der nicht für die Party war“) gnadenlos niedermachen kann. Es wird leider immer übersehen, daß Musikberieselung der Diskussion so wichtiger Themen wie „Popelt man im linken Nasenloch besser mit einem Finger der rechten Hand?“ nicht förderlich ist. Besonders dann nicht, wenn ein derart intimes Gespräch brüllend geführt werden muß. Ein weitverbreiteter Irrglaube unter Gastgebern besteht zudem darin, daß Musik um so besser wird, je lauter sie gespielt wird. Oft produziert sich auch der Gastgeber gemäß dem Motto „Schaut mal, was ich für tolle Musik mag“. Unerträglich. Deshalb ist die Küche ein Refugium für Leute, die sich was zu sagen haben und das auch tun wollen.Sigmund Gassner, Erlangen
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Soll man das Beste zuerst oder zuletzt essen? (28.2. 98)
Selbstverständlich ißt man das Beste zuerst! Denn wie oft stopft man sich im Laufe des Essens so voll, daß man keinen Appetit bzw. Hunger mehr hat, weil der Magen nicht mehr aufnahmefähig ist, und dann...? Oder noch viel schlimmer, wenn in der Zwischenzeit ein Unglück (Erdbeben, Flugzeugabsturz, Weltuntergang, Atomkrieg...) stattfindet und das Beste ungegessen verlorenginge. Es gibt also nur diesen einen Weg, richtig als Genußmensch zu leben: sich immer zuerst das Beste sichern, in diesem Falle aufessen, für das weniger Gute ist gegebenenfalls immer noch Zeit.Stefan Bartsch, Erfurt
Wie es beim Essen ist, weiß ich nicht. Beim Wein jedoch ist die Frage seit biblischen Zeiten gelöst: „Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten.“ (Johannes 2.10)Daniel Burckhardt, Berlin
Als Kind habe ich mir immer eingeredet, daß die einzig wahre Reihenfolge diejenige ist, das Gute hintanzustellen und zuerst einmal das – milde ausgedrückt – weniger Wohlschmeckende zu verzehren. Die Intention war folgende: Getreu dem Volksmund „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ galt es zuallererst einmal das Pflichtprogramm (zumeist bestehend aus Gemüse) zu absolvieren, um sich dann mit spielerischer Leichtigkeit und in aller Ruhe den wirklich bedeutenden Nahrungsmitteln zu widmen (Pommes, Pasta etc.). Diese Taktik brachte, so schien es wenigstens, noch einen weiteren Vorteil mit sich: Man umging kritische Blicke und zornige Anfeuerungsrufe wie „Iß endlich dein Gemüse!“ von Eltern und Großeltern. Jene leidige Erfahrung, die zur Vernachlässigung dieser Taktik geführt hat, war die Tatsache, daß meine Eltern mein Verhalten offenbar völlig falsch interpretierten. Sobald ich mich nämlich von Blumenkohl, Kohlrabi, Bohnen oder ähnlich Gesundem befreit hatte, folgte der unbarmherzige Nachschlag meiner Mutter, und bevor ich mich versah, ward die Gemüseration aufgefüllt.Alexander Gumbert, Herborn
Handelt es sich um das Dessert, so ist der Verzehr am Schluß zu empfehlen, der Kaffee ist ja ein Getränk. Sollte jedoch die Vorspeise das Beste sein, so ist sie ja bereits zu Beginn verzehrt worden. Und dann, nach dem Essen, wieder von vorne zu beginnen – na ja. Sind hingegen Speisefolge und ihre jeweilige Qualität bekannt, so ist ein Nachschlag wohl möglich. Auf die anderen Gänge kann man dann ja verzichten, sofern diese nicht erst die Qualität des vermeintlich Besten herausstellen und also notwendig zu dessen Definition sind. Ansonsten sind ja auch neue Speisen interessant, und das Beste könnte sich noch steigern lassen. Sollte das Beste der Hauptgang oder ein Zwischengang sein, verzichten Sie auf den Rest. Das beste Eis gibt's eh beim Italiener – nachher.Jörg Laschet, Alfter
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Warum schläft das Huhn auf der Stange? (7.3. 98)
Das Schlafen des Huhnes auf Stangen und (in der freien Wildbahn) auf Geäst hat mit einem Vorteil seiner Füße zu tun: Im Ruhezustand sind die Füße fest geschlossen, erst beim Öffnen muß das Tier Muskeln anspannen. Für das Huhn haben seine Füße aber auch einen Nachteil in ihrer Erscheinungsform als Delikatesse, insbesondere gedünstet oder gekocht. Serviert werden die Füße zum Beispiel in China warm oder als kalte Beilage mit Essig.Götz Kluge, München
Bevor der Mensch auftrat, mußten die Hühner im Wald leben. Und im Wald, da sind die Räuber, das weiß auch das deutsche Liedgut. In Hühneraugen war der Räuber rotbraun, ging auf vier Beinen und hieß Fuchs. Nun ist zwar der Fuchs unheimlich schlau, aber er kann nicht so gut fliegen. Das merkten irgendwann auch die Hühner, die zwar ein bißchen doof sind, dafür aber besser fliegen können. Und so fingen sie an, sich nachts zum Schlafen auf einen Ast zu setzen. Auf diese Weise erfanden sie den Schlaf-Darwinismus: Nur wer weit genug oben saß, um nicht vom Fuchs erreicht zu werden, konnte sicher sein, auch am nächsten Tag noch Eier legen zu können.Thomas Mahn, Wehrheim
Damit der Vogel hoch weit oben sitzt, von unten keine kalten Füße kriegt und was nach hinten runterplumpsen kann.Sandra Kramer, Oldenburg
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Warum heißt ein Dietrich Dietrich? (7.3. 98)
„Dietrich!!!“ schrie sie in alter Gewohnheit, als ihr die Tür ins Schloß fiel. Als wisse sie nicht – genau wie alle Nachbarn – daß ihr Mann sich längst vom Acker gemacht hatte. Aber an diesem Morgen geschah noch mehr Seltsames: „Komme schon“, sagte der Neue von nebenan und fummelte mit einem rostigen Nagel am Schloß herum. „Heißen Sie auch Dietrich?“ fragte sie und taxierte erstaunt seinen nackten Oberkörper. „Freddy“, lachte er und klopfte dabei auf seine Hosen, „aber so was wie'n Dietrich hab' ich immer dabei...“Anna Wunder, Köln
Für mich ist schon die Frage falsch gestellt! Es sollte wohl heißen „Warum heißt Dietrich Dietrich?“ Und diese Frage ist ja wohl einfach zu beantworten: Weil seine Eltern ihm diesen Namen gegeben haben.Jens Müller, Kaltenkirchen
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Woran erkennt man einen Mann?
(7.3. 98)
Männer wienern am Samstag ihre Autos. Männer kochen Dosenravioli. Männer wissen, was ihnen nicht gefällt, aber nicht, was ihnen gefällt. Männer mähen beim ersten Frühlingssonnenschein den Rasen. Männer haben einen Hobbykeller. Männer haben Angst, sich zu verfahren, und brauchen deshalb Männer als Beifahrer, weil Frauen ja angeblich keine Karten lesen können. Und zu guter Letzt: Nur Männer hauen so auf die Tasten einer Schreibmaschine, daß aus jedem o ein Loch wird.Thomas Mahn, Wehrheim
Gewöhnlich am Vornamen.Ina Schmied, Konstanz
Gute Männer erkennt frau/man natürlich am aufrechten Gang, gute Frauen auch. Die anzeigenüblichen Unterschiede, die trotz dieser Gemeinsamkeit zwischen den Geschlechtern gleichwohl verbleiben, verdienen selbstverständlich lebhaftes Interesse – dafür darf man/frau dankbar sein. Wir empfehlen: Die Waffen nieder, die Tassen hoch!Christoph Gilleßen/ Andrea Siebert, Kassel
Einen Mann erkennt man daran, daß er keine Frau ist!Margot Brünner, Reichertshofen
Frau? – Mann? Huch, da sind ja Schuhe! Wie seh'n die denn aus? Woran ich Schuhe erkenne? Tja.F. Dalaker, Berlin
Er ist morgens total übernächtigt und behindert schlaftrunken torkelnd den reibungslosen Verkehr auf der Hühnerstange.Tobi Tremml, München
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