: Bauriese übernimmt Bauriesen
■ Gericht erlaubt Hochtief, seine Anteile an Philipp Holzmann zu erhöhen. Kartellamt befürchtet marktbeherrschende Stellung
Berlin (dpa/AP) – Der Bauriese Hochtief darf bei dem Konkurrenzunternehmen Philipp Holzmann weitgehend die Kontrolle übernehmen. Das Berliner Kammergericht hat gestern Hochtief erlaubt, seinen Anteil an Holzmann von 24,9 auf 34,9 Prozent zu erhöhen. Genau das hatte vor drei Jahren das Kartellamt untersagt. Ab 25 Prozent greift die Fusionskontrolle.
1994 hatte Hochtief, die zweitgrößte deutsche Baufirma, angekündigt, ihren Anteil am Branchenführer Holzmann aufzustocken. Holzmann wehrte sich vehement gegen die feindliche Übernahme und fand Unterstützung bei dem Kartellamt. Bei technisch anspruchsvollen Großprojekten mit einem Auftragsvolumen von über 50 Millionen Mark gebe es praktisch keine Konkurrenten mehr, meinten die Wettbewerbshüter.
Die Berliner Richter waren anderer Meinung. Die Marktstruktur würde nicht so nachhaltig verändert, „daß mit einem Erlahmen des derzeit intensiven Wettbewerbs zu rechnen“ sei. Die Kartellwächter wollen das nicht hinnehmen. Kartellamtspräsident Dieter Wolf sagte, sein Amt prüfe jetzt eine Beschwerde beim Bundesgerichtshof.
Während es dem Kartellamt ums Prinzip geht, sieht das Übernahmeopfer Holzmann die Sache jetzt viel gelassener als noch vor drei Jahren. Die derzeit schlechte Baukonjunktur mit Überkapazitäten und geringen Margen legten eine Zusammenarbeit nahe, meinte gestern ein Holzmann- Sprecher. Die beiden Baukonzerne mit ihren zusammen 92.000 Mitarbeitern näherten sich in letzter Zeit schon einander an und vereinbarten inzwischen eine Zusammenarbeit bei der Software-Entwicklung. Auch im Ausland wolle man stärker zusammenarbeiten. Ein Sprecher von Hochtief entgegnete aber, die Gespräche hätten sich bislang sehr mühsam gestaltet. Deshalb halte sein Konzern daran fest, die Anteile an Holzmann aufzustocken, sobald das Urteil rechtskräftig wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen