Unterm Strich

Wahlkampf in der Buchbranche: Zum zweiten Mal in der Geschichte des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bewerben sich zwei KandidatInnen für den Vorsitz: Margot Krempien, promovierte Historikerin, „Kleinverlegerin“ und „Quereinsteigerin“ aus Schwerin, und Roland Ulmer, ein Stuttgarter Verleger, bisher Vizevorsteher des Vereins. Das Ehrenamt an der Spitze des Verbandes von 6.500 Buchhändlern und Verlegern ist vakant, weil der seit sechs Jahren amtierende Vorsteher Gerhard Kurtze „aus Jahrgangsgründen“ im Oktober zurücktreten wird. Der sieht die den Verband verstörende Doppelkandidatur positiv: „Es kann diesem Amt nur gut tun, wenn sich mehrere Persönlichkeiten darum bewerben.“ Die zweite Frau an der Spitze des Börsenvereins – nach Dorothee Hess-Maier (1989–1992) – „wäre auch nicht verkehrt“. Allerdings sieht Kurtze wegen der größer gewordenen Problematik der Verbandsarbeit, ungelöster Buchpreisbindung, Bibliotheksnöten und bildungspolitischer Misere auch Gefahren für eine Außenseiterin. „Jemand, der von außen kommt, braucht eine längere Anlaufphase.“ Krempien müsse „im Schnellkurs unendlich viel lesen und sich in Materien einarbeiten, die ihr bisher fremd waren“. Die gelernte Buchhändlerin glaubt, gute Chancen zu haben, weil sich „die neuen Länder nicht immer im Börsenverein vertreten fühlen“. Die Entscheidung fällt am 20.Mai auf der Hauptversammlung in Erfurt.

Hauptversammlung steht auch beim Ost-PEN bevor. Dann, am 3. und 4. April, möchte man nach jahrelangen Vereinigungsquerelen endlich „grünes Licht“ für die Fusion mit dem westdeutschen PEN geben. Im Mittelpunkt der Beratungen steht die Diskussion und Abstimmung über den Entwurf eines Fusionsvertrages zwischen beiden deutschen PEN-Zentren sowie der Entwurf der Satzung für einen gemeinsamen PEN. Beide Dokumente wurden von einer aus Mitgliedern beider PEN-Zentren bestehenden Kommission vorbereitet. Auf der Tagesordnung steht auch der abschließende Bericht des sogenannten Ehrenrats, der sich mit Stasi-Verstrickungen einzelner Mitglieder im Ost-PEN befaßt.

Aus der Rubrik „Lang erwartet, endlich erschienen“ sind die Lebenserinnerungen des Kardinals Joseph Ratzinger zu vermelden. Das Buch, so verkünden die Propheten in den Agenturen, verspreche ein Verkaufserfolg zu werden. Ratzingers Erinnerungen mit dem originellen Titel „Aus meinem Leben“ wurden am Montag im oberbayerischen Kloster Andechs vorgestellt. Sie reichen von der Kindheit bis zur Ernennung zum Erzbischof 1977. Die Studentenunruhen Ende der 60er Jahre an der Tübinger Universität bezeichnete Ratzinger als „nicht traumatisch“. Es habe sich damals um eine Krise der gesamten westlichen Welt gehandelt, „bei der Tübingen allerdings an vorderster theologischer Front stand“.