: Unterm Strich
Im Rechtsstreit um ein angebliches Plagiat Heiner Müllers erwägt der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch, eine Verfassungsbeschwerde einzureichen. Anlaß ist ein Urteil des Oberlandesgerichts München. Es hatte am vergangenen Freitag entschieden, daß Müllers Theaterstück „Germania 3 – Gespenster am toten Mann“ nicht mehr als Buch verbreitet werden darf. Müller habe ganze Textpassagen von zwei Werken Bertolt Brechts übernommen und damit die Freiheit des Zitierens überschritten, entschied das OLG und ließ eine Revision nicht zu. Bei Kiepenheuer & Witsch ist Heiner Müllers Stück als Buch erschienen.
Der Verlag bezeichnete die Nichtzulassung zur Revision in einer am Dienstag übermittelten Pressemitteilung als „wohl einmaligen Vorgang in der Rechtsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland“. Bereits das Landesgericht Potsdam, das Oberlandesgericht Brandenburg und das Landgericht München hätten Plagiatsklagen abgewiesen. Geklagt hatten Brechts Erben, darunter Brechts Tochter, die Schauspielerin Hanne Hiob. Pikant ist daran nicht nur, daß nun ausgerechnet im Gefolge von Brecht, der bekanntermaßen einen recht laxen Umgang mit geistigem Eigentum pflegte, so erbittert Urheberrechtsfragen umfochten werden. Als „Pikanterie“ bewertete es der Verlag Kiepenheuer & Witsch zudem, daß Müllers Theaterstück auch im Hentschel-Bühenverlag erschienen ist. Die Brecht-Erben hätten ausdrücklich erklärt, daß Ihnen die Zitate auf der Bühne gleichgültig seien. „Folge ist, daß das Werk auf den Bühnen gespielt wird..., in Deutschland aber nicht in der Buchverfassung verbreitet werden darf.“ Kiepenheuer betonte, daß die Brecht-Passagen im Buch kursiv hervorgehoben seien.
Jetzt tanzt er wieder: John Neumeier, Chef des „Hamburg Balletts“, wird nach dreijähriger Pause wieder einmal auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper zu sehen sein. Der 53 Jahre alte Ballett-Intendant wird in der „Matthäus-Passion“ vom 7. April an die Rolle des Jesus tanzen, teilte die Staatsoper mit. Neumeier verspreche sich durch „den in der Zwischenzeit gewonnenen Abstand neue Aspekte in der Interpretation dieser Rolle“. Seine Choreographie zu Bachs „Matthäus-Passion“ ist eines der wichtigsten Werke Neumeiers und bedeutet einen Wendepunkt in seinem choreographischen Schaffen. 1981 uraufgeführt, ging das Hamburg Ballett damit auf Tournee rund um die Welt, von New York bis Hiroshima.
Wer schreibt was in Brandenburg? Ein Autorenlexikon, herausgegeben vom Brandenburgischen Literaturbüro, gibt darauf Antwort. 141 SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen aus der Mark geben darin über sich Auskunft. Das Lexikon ist im Märkischen Verlag Wilhelmshorst erschienen und kostet 15 Mark. Es wird heute abend (20.00 Uhr) im Literaturbüro in der Hegelallee 53 in Potsdam vorgestellt.
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