■ Mit dem Kino auf du und du: Europäisches Comeback
Berlin (taz) – Das Kino feiert ein Comeback in der EU, melden erfreut die EU-Statistiker. 1996 wurden dem Eurostat-Bericht zufolge 669 abendfüllende Kinofilme in EU-Ländern produziert – in den USA hingegen nur 421. Dennoch sind die USA mit Kassenschlagern wie „Men in Black“ nach wie vor das erfolgreichere Filmparadies. Die Europäer kauften 1996 schätzungsweise 702 Millionen Kino-Eintrittskarten. In den USA wurden jedoch doppelt so viele Kinokarten verkauft wie in den EU-Ländern. Immerhin betrugen 1996 die Erlöse aus dem Verkauf von Eintrittskarten fürs Kino in der EU 3,29 Milliarden Ecu (6,5 Milliarden Mark) und damit 0,9 Milliarden Ecu mehr als 1995.
Der deutsche Film erlebt übrigens kein Comeback, geht aus der Statistik hervor. Die Filmemacher sitzen vorwiegend in Frankreich (134 Filme im Jahr 1996), in Großbritannien (128 Filme) und ansonsten in Italien und Spanien (99 beziehungsweise 91 Filmproduktionen). In der Bundesrepublik wurden nur 64 Kinofilme produziert.
Zwar gehen die Deutschen immer lieber ins Kino – zwischen 1990 und 1996 nahmen die Besucherzahlen immerhin um ein knappes Drittel zu. 1,6mal im Jahr geht der statistische Durchschnittsdeutsche ins Kino. Die eifrigsten Kinogänger der EU, die Iren, besuchen doppelt so oft ein Kino, die US- Amerikaner fast dreimal so häufig wie die Deutschen.
Den europäischen Kinos fällt es trotz des positiven Trends jedoch schwer, die abtrünnige Kundschaft wieder zurückzuholen. Nach jahrelangem Rückgang wurde 1996 gerade mal wieder der Besucherstand von 1985 erreicht. Noch 1980 waren in der EU über eine Milliarde Kinokarten verkauft worden, gut 300 Millionen mehr als 1996.
Schuld daran dürften wenigstens zum Teil die Videotheken sein. Auch jetzt, wo die EU- Bürger wieder häufiger ins Kino gehen als noch zu Beginn der 90er Jahre, nimmt der Videokonsum zu. Das größte Wachstum verzeichnet dabei der Verkauf von Videos. Die meisten Videokassetten kauften 1996 die Briten und die Dänen. Die größten Videofans der EU aber sind die Iren, mit großem Abstand gefolgt von Dänen, Briten und Österreichern. 37mal lieh sich ein durschnittlicher irischer mit Videorekorder ausgestatter Haushalt 1996 ein Video – deutsche Besitzer von Rekordern griffen nur 7,5mal zur Leihkassette. Auch hier liegen die USA mit 46 Kassetten im Jahr unschlagbar an der Spitze. lieb
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