: Lokalkoloratur
Im wahren Leben ist eben doch einiges anders als im Roman: Der Hamburger „Moby Dick“ überlebt die Attacken seiner Widersacher jedenfalls nicht. Ätsch, sagte der Senat und beschloß im Frühjahr, Moby Dick stillzulegen. Ist ja auch gar kein richtiger Wal, sondern nur ein Überlaufrückhaltebecken am Osterbekkanal, das bei „Starkregenereignissen“ die Siele entlasten sollte: Moby Dick fing überflüssiges Wasser auf, bevor es in den Osterbekkanal gelangen und den dortigen Sauerstoffgehalt drücken konnte. Der dickbäuchige Wassersäuger rettete viele Fische vor dem Tod. Leider war er nur ein Pilotprojekt von 1985, das 410 Kubikmeter Wasser faßte und jährlich 35 000 Mark Betriebskosten verschlang. Zu teuer und zu klein für den vielen hanseatischen Regen, befand der Senat. Jetzt wird ein größeres Becken gebaut. Das ist aber leider nicht vor 2000 fertig. Der „Tod“ von Moby Dick kostet die Stadt 300 000 Mark. „Macht ein Schildbürgerstreich jetzt den Osterbeckanal zur Kloake?“, fragt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Peter Kämmerer den Senat. Fortsetzung folgt. Wie im Roman. hh
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