■ Buch-Tip: Film-Industrie
Unterhält man sich mit den Damen und Herren Kollegen Filmkritiker, dann gibt es oft nur ein Thema: nein, eben nicht Filme, sondern die neuesten Errungenschaften der Computerhersteller. Andere Kritiker dagegen sind so sehr in den Film, den sie gerade gesehen haben, verliebt, daß sie nur noch zu schwärmen vermögen. Sympathisch, sicher. Nur läßt sich mit Verliebten kaum über filmästhetische Tendenzen und kinowirtschaftliche Strategien diskutieren. Nun ja. Jedenfalls kommen wir um einen Verdacht nicht herum: Filmredakteure, die sich für die Hintergründe des eigenen Tuns interessieren, sie sind dabei, selten zu werden. Man findet sie kaum noch, die Journalisten, die sich aus Leidenschaft fürs Kino entschieden haben, über Filme zu schreiben. Und die dabei doch Filme nicht als naturgegebene Phänomene betrachten, sondern sie in Kontexte, Hintergründe und Traditionen einordnen wollen.
Soweit die These. Und jetzt kommt ein Gegenbeispiel. Zu den guten Traditionen der Hamburger Stadtzeitschrift Szene gehört es nämlich, genau einen solchen Journalisten als Filmredakteur zu beschäftigen. Gegenwärtig heißt der Szene-Filmredakteur be-kanntlich Nicolaus Schröder, und der hat sein weitergehendes Interesse am Film gerade durch eine Buchveröffentlichung dokumentiert: Als Rowohlt-Taschenbuch erschien kürzlich seine Informationen-Sammlung zur Filmindustrie. Schröders Hintergrund ist der Autorenfilm. Trotzdem findet er in dem Buch auch eine gute Einstellung zu Hollywood: distanziert, aber mit einer gewissen Faszination laviert er sich und den Leser durch die Mechanismen der Traumfabrik, ohne dabei die europäischen Eigenheiten zu vergessen. Der Leser erhält Hintergrundinformationen zur Geschichte der Filmindustrie, zur Tätigkeit des Filmemachens, zur Taktik des Filmevermarktens. Ausflüge in die Kunst-Kommerz-Debatte und ein kleiner Einblick in die Zukunft des Kinos schließen den Band ab, in dem auch kleine Anekdötchen nicht fehlen. Es passen zwar jeweils nur kleine Häppchen in das Buch hinein, aber als Einführung in die Hintergründe des Kinos sei es hiermit empfohlen. drk
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