: Unterm Strich
Wer will Juhnke spielen? Das Leben des Schauspielers und Entertainers Harald Juhnke soll verfilmt werden. Grundlage für den Kinofilm sei Juhnkes Autobiographie „Meine sieben Leben“, sagte sein Manager Peter Wolf gestern in Berlin. Juhnke wird zwar selbst vor der Kamera stehen, aber nur als Darsteller des „alten“ Juhnke. Der „junge“ Juhnke ist noch vakant. Im März 1999 sollen die Dreharbeiten beginnen. Der Drang zum Film ergibt sich aus dem Erfolg des Buches: Die Autobiographie verkaufte sich in vier Wochen knapp 100.000mal. Sie entstand „in Zusammenmarbeit“ – so nennt sich das Ghostwriting euphemistisch – mit dem Journalisten Harald Wiesner, der auch am Drehbuch mitschreiben wird.
In Schwerin wurde die heftig umstrittene Lesung mit dem Schriftsteller und Pornofilmer Norbert Bleisch abgesagt. Bleisch, der sechs Jahre lang Pornofilme mit Jugendlichen drehte und derzeit eine Haftstrafe absitzt, wollte am 1. Mai im Rahmen des Schweriner Film-Kunst-Festes aus seinem im Gefängnis geschriebenen Romanmanuskript „Porno“ lesen. Oberbürgermeister Johannes Kwaschik (SPD) drohte den Veranstaltern mit der Streichung der kommunalen Fördermittel, der Niederlegung der Schirmherrschaft und dem Platzen des Eröffnungsempfangs, falls der Termin nicht aus dem Rahmenprogramm gestrichen werde. „Es wäre ein Skandal gewesen, diesem Menschen hier in Schwerin ein Podium zur Selbstdarstellung zu bieten. Darum halte ich unsere Vorgehensweise für absolut gerechtfertigt“, erklärte Kwaschik. Eine rechtliche Handhabe, die Lesung zu stoppen, habe es nicht gegeben. „Der öffentliche Protest ist berechtigt“, erklärte auch der SPD-Landesvorsitzende Harald Ringstorff. Er habe kein Verständnis dafür, daß ein wegen der Herstellung von Pornofilmen mit Minderjährigen verurteilter Mann Hafturlaub für die Präsentation seiner Geschichte erhalten solle.
Der 39jährige Bleisch wehrte sich in einer Stellungnahme gegen die, wie er sagte, Kriminalisierung seiner Literatur. CDU-Landtagsfraktionschef Eckhardt Rehberg, der als erster protestiert hatte, stehe mit seiner Forderung nach Verbot der Lesung in bester Stasi- und DDR-Tradition. In seinem Buch beschreibe er die gesellschaftliche Realität, die Pornographie erst ermögliche. „Wer dieses Problem ausblendet, duldet stillschweigend den weiteren Mißbrauch Jugendlicher. Man muß darüber sprechen, warum sie so leicht den Verlockungen des Geldes erliegen“, sagte Bleisch laut dpa. Als Literat ist er nicht ganz unbekannt: 1991 erhielt er den Alfred-Döblin- Förderpreis des Literarischen Colloquiums und der Akademie der Künste Berlin. Nachlesen läßt sich die Chronik der Pornoaffäre Sebastian Bleisch in der soeben im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienenen Recherche „Der Oskar Wilde von Schwerin“ von Frank Goyke und Andreas Schmidt.
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