■ Alle gegen die ZuS: Gegenschlag zum Sonntag
Freiburg (taz) – Mehrere Verlage beraten über einen Gegenschlag gegen die Freiburger Zeitung zum Sonntag (ZuS). Springer, Holtzbrinck, die Stuttgarter Zeitung und die Badische Zeitung (BZ) diskutierten über Maßnahmen, bestätigte Holtzbrinck-Manager Christian Erhorn gestern.
Die ZuS, im letzten Jahr von abtrünnigen BZ-Redakteuren gegründet, wird kostenlos verteilt und nur durch Anzeigen finanziert – produziert aber dennoch eine anspruchsvolle Zeitung, vergleichbar jenen, für die andere Verlage teures Geld nehmen. Daher haben diese Angst, das ZuS-Konzept könne Fuß fassen. Springer (Bild/ Welt am Sonntag) beklagte es vor Gericht als unlauteren Wettbewerb – bisher vergeblich. Das kalte Grausen überkam die ZuS-Konkurrenz, als der Hamburger Konzern Gruner + Jahr (G+J) beschloß, in das Projekt einzusteigen. G+J-Sprecher Peter Caspar Hamel sagte gestern, derzeit würden über 15 Städte mit 120.000 bis 150.000 Haushalten überprüft, bis Jahresende soll die ZuS schon an zwei bis drei weiteren Standorten erscheinen. Denn „wir wollen die ZuS über ganz Deutschland ausdehnen“, so der G+J-Mann.
Rezept gegen das Vordringen der ZuS könnte nun ein „Gegenprodukt“ in Freiburg sein: Eine Sonntagsausgabe der Badischen Zeitung. Eine Option sei, daß die BZ-Abonnenten Sonntag aktuell bekommen, heißt es – das ist eine gemeinsame Sonntagsausgabe mehrerer südwestdeutscher Blätter (Rheinpfalz, Südwest-Presse, Stuttgarter Zeitung).
Die ZuS-Konkurrenz müsse aber „Affinität“ zur Region haben, anders als Sonntag aktuell, wendet Holtzbrinck-Mann Erhorn ein. Eine Sonntagsausgabe kann sich die BZ alleine freilich kaum leisten. Hilfe von anderen Verlagen könnte indes laut Erhorn kartellrechtliche Probleme aufwerfen. Man könne aber überlegen, „inwieweit wir Inhalte zur Verfügung stellen können“. BZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus will „erst mal warten, was in der Versuchsküche gekocht wird“. Statt „Versuchsküche“ benutzt Nienhaus übrigens noch ein anderes Wort: „Entwicklungsredaktion“. Georg Löwisch
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