piwik no script img

Der Kanzler ruft, die Kirche springt

■ betr.: „Das Denkmal hat gespro chen: Alle Unentschlossenen zu mir!“, taz v. 19. 5. 98

Zum Auftakt des CDU-Bundesparteitages fand ein ökumenischer Gottesdienst im Bremer Dom statt. Damit werteten die Kirchen die CDU auf und gaben ihr die Möglichkeit, vorzugeben, wie christlich sie angeblich ist. Christlich ist aber allein der Name dieser Partei, ihre Politik verdient diese Bezeichnung nicht, da sie nicht vom Geiste Christi getrieben wird. Dennoch fanden evangelische und katholische Kirche nichts dabei, diesen Gottesdienst zu veranstalten. Sie ließen sich von der CDU für ihr Schmierentheater vereinnahmen und leisteten damit der Heuchelei der CDU Vorschub. Die CDU bzw. der Kanzler rief, und die Kirchen waren gleich zur Stelle, statt auf die normalen Sonntagsgottesdienste hinzuweisen, deren Besuch auch jedem CDU-Politiker offensteht, der ein Bedürfnis danach hat. Oder hätte nicht einer der CDU-Pastoren (z.B. Herr Hintze) einen Gottesdienst im Bremer Kongreß-Zentrum zelebrieren können, wo der Parteitag stattfand? Beides wäre wohl nicht so werbewirksam gewesen. [...] Joachim Frisch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen