Auf Du und Du mit der Jobsuche: Weniger Arbeitslose – leichte Entspannung
■ Aber langfristig keine positive Kehrtwende auf dem Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk Bremen ist leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Zahl um 0,5 Prozentpunkte und 1.267 Personen auf exakt 14,5 Prozent auf der Basis der abhängig beschäftigten, zivilen Erwerbspersonen. Das entspricht insgesamt 39.402 arbeitslos gemeldeten Menschen. Bremerhaven liegt mit 21,1 Prozent und 10.905 arbeitslos gemeldeten Menschen deutlich darüber. Daraus ergibt sich eine Arbeitslosenquote für das Land Bremen von 16,4 Prozent mit 45.709 Beschäftigungslosen.
Als Gründe für den Rückgang nannte Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel saisonbedingte Nachfragesteigerungen in den Außen-, Bau- und Gastronomieberufen. Zusätzlich trug der Beginn einer größeren Anzahl an Arbeitsbeschaffungsmaßnah-men zur Entlastung des Arbeitsmarktes bei. Außerdem machte sich ein höherer Arbeitskräftebedarf in der Industrie und im Dienstleistungssektor bemerkbar. In Bremerhaven kam die Stabilisierung im Bereich des Schiffbaus hinzu.
Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich dadurch rein statistisch eine Verbesserung. Aber weder in Bremen noch in Bremerhaven will man von einer Trendwende auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Zu hoch sei die Fluktuation, heißt es. So haben sich im Arbeitsamtsbezirk Bremen 4.656 Personen neu arbeitslos gemeldet. 5.923 Menschen fanden dagegen neue Beschäftigung. In Bremerhaven verhält es sich ähnlich. Der Arbeitsamtsdirektor der Seestadt, Bernd Gerke, sagte dazu: „Dieser neue Kräftebedarf äußert sich vielfach über veränderte Arbeitsformen – unter anderem Kräfteverleih –, die von den Arbeitnehmern erhöhte Flexibilität verlangen.“
Genau dort knüpft auch die Kritik des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe an. Bereits vor vier Jahren habe es einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen gegeben. Damals hätte dies die Regierungskoalition in Bonn aus CDU, CSU und FDP als Erfolg ihrer Regierungspolitik gefeiert. Nach den Wahlen habe es dann den bekannten Anstieg auf das Rekordhoch gegeben. Darum warnt das Bremer Institut jetzt vor überhasteten Erfolgsmeldungen: „Wenn sich die 98er Wende auf dem Arbeitsmarkt als genauso nachhaltig erweist wie die des Bundestagswahljahres 1994, wird sich das arbeitsmarktli-che Wahl-szenario im Sommer 2002 auf einem Niveau von jahresdurchschnittlich etwa 5,1 bis 5,3 Millionen wiederholen.“
Anläßlich des fünften bundesweiten Protesttages der Arbeitslosen versammelten sich gestern zudem rund 100 Menschen vor den Toren von Daimler-Benz in Bremen. Der Protest richtete sich gegen die 2.000 befristeten Bremer Arbeitsverträge bei dem Stuttgarter Konzern. Weitere Forderungen waren kein Berufszwang in miese Jobs, keine verlängerten Arbeitszeiten, sondern radikaler Abbau von Überstunden und ein Gesetz zur 35-Stunden-Woche als Höchstarbeitszeit. Jeti
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