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Acht Menschen verbrannt

■ Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Bochum, in dem auch Obdachlose leben, wurden sechs Männer und zwei Frauen getötet. Experten rätseln über die Ursache des Feuers

Bochum (dpa) – Die Nachbarn wurden durch Schreie und beißenden Qualm aus dem Schlaf gerissen. Um 1.30 Uhr schossen aus dem Obergeschoß des Altbaus im Bochumer Stadtteil Hamme die Flammen bereits meterhoch in den Nachthimmel. Für acht Bewohner des Gebäudes, das teilweise auch Obdachlose als Unterkunft nutzten, kam am Mittwoch morgen die Hilfe der Feuerwehr zu spät. Die Rettungskräfte konnten nur noch vier Menschen über Drehleitern aus dem dreigeschossigen Haus bergen, ein Bewohner rettete sich selbst mit einem Sprung aus dem ersten Stockwerk.

Sechs Männer und zwei Frauen fanden in den Flammen den Tod. Für die Rettungskräfte war dieser Einsatz eine harte seelische Belastung. Seelsorger Hans-Joachim Witte, der an die Unglückstelle geeilt war, betreute einen jungen Feuerwehrmann. „Er war zum erstenmal mit Toten konfrontiert worden und war völlig durch den Wind“, berichtet Witte.

Eine junge Frau, die am Morgen tränenüberströmt am Unglücksort eintraf, erfuhr zu ihrer Erleichterung von den Feuerwehrleuten Tröstliches: Ihre Freundin, die sie mit deren zwei Kindern in dem Unglückshaus vermutet hatte, wohnte in einem Nebengebäude und war unversehrt. Etwa 20 Bewohner der benachbarten Häuser wurden während der Rettungsarbeiten evakuiert und später in einem nahegelegenen Gemeindezentrum versorgt.

Betroffen von dem Unglück zeigte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD), der gegen Mittag an den Unglücksort geeilt war. „Eine Katastrophe, bei der Menschen im Feuer sterben, macht sprachlos“, sagte er. „Die Überlebenden und die Angehörigen der Opfer können damit rechnen, daß wir sie nicht allein lassen.“

Über die Obdachlosen, die in dem dreistöckigen Wohnhaus zeitweise Unterschlupf fanden, wurde in der Straße nichts Schlechtes gesagt. Es hieß zwar, das seien alles fröhliche Zecher gewesen, sie hätten aber andererseits auch alten Menschen höflich über die Straße geholfen.

Bei der Brandursache tappten die Ermittler bis zum gestrigen Nachmittag noch im dunkeln. „Ausschließen kann man gar nichts, auch keine Brandstiftung“, sagte Staatsanwalt Michael Nogaj. Die Feuerwehr vermutet den Brandherd im Dachgeschoß. „Es ist aber auch möglich, daß das Feuer im Erdgeschoß ausgebrochen ist und sich dann über das hölzerne Treppenhaus blitzschnell nach oben ausgebreitet hat“, sagte Hagebölling. An den Rettungsarbeiten waren etwa 100 Helfer beteiligt, 46 Feuerwehrleute kämpften mit Atemschutzgeräten im Haus gegen die Flammen.

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