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Zehn Prozent gekühlt Betr.: „Müll vermeiden ...“, taz vom 17. Juli 1995

Sehr geehrter Herr Marten,

am 17. Juli sind Sie von dem sonst von Ihnen geschätzten Grundsatz gründlicher Recherche abgewichen. Das Ergebnis ist oberflächlich (oder suggestiv). (...)

Wenn Sie schreiben, Hamburg hätte „... bisher auf getrennte Abfallsysteme verzichtet“, so ignorieren Sie wichtige Tatsachen.

Hol- und Bringesysteme sind seit 1985 erprobt worden. Auf den dort gesammelten Erfahrungen baut die vorhandene Struktur und deren Weiterentwicklung auf. Holsysteme sind wegen der Qualität der Stoffe und der Kosten nicht immer das geeignete Mittel zur Erreichung abfallwirtschaftlicher Ziele. Dies ist bei der realen Entwicklung berücksichtigt:

– In Harburg wurde bereits 1985 mit der Getrenntsammlung von Bio-Abfällen begonnen.

– In Bergedorf ist die Bio-Tonne eingeführt worden.

– Die Bio-Abfallsammlung im Nordosten Hamburgs schreitet mit bislang etwa 25.000 angeschlossenen Haushalten u. E. voran. Schon in einem halben Jahr wird über die Hälfte der Hamburger Fläche an die Bio-Tonne angeschlossen sein.

– Ein flächendeckendes Bringesystem für Glas und Papier steht schon seit 1989 durch die Containerstandplätze zur Verfügung, nachdem die Straßensammlung für Papier auch heute noch Gelegenheit zur getrennten Entsorgung bot.

– Seit 1985 sind bisher elf Recycling-Höfe der Stadtreinigung zur getrennten Entsorgung der unterschiedlichsten Wertstoffe für die Hamburger Privathaushalte eingerichtet worden. In den nächsten Monaten soll ein weiterer Recycling-Hof entstehen.

– Auch die ständig steigende Verwertungsquote der gesammelten Abfälle durch die Stadtreinigung Hamburg läßt sich durchaus sehen. So wurden 1994 mit 131.200 Tonnen bereits 25,2 Prozent mehr Abfälle verwertet bzw. einer besonderen Behandlung zugeführt als im Jahr davor.

–Recycling lebt durch das Mitmachen. Die Stadtreinigung Hamburg jedenfalls bietet ihren Kunden eine Vielfalt von Möglichkeiten, man muß sie nur nutzen!

Zum „Tiefkühlrecycling“ ein kleines „ceterum censeo“: In Hamburg fallen täglich im Schnitt etwa 3400 Tonnen Abfall an. Wenn – dank der von Ihnen erwähnten „pfiffigen Methoden der Sortierung – auch nur zehn Prozent dieser Abfälle tiefgekühlt auf minus 160°C behandelt werden müßten, benötigte man zusätzliche Kraftwerksleistungen von – geschätzt – 170 MW (elektrisch). Es bräuchte mehr als ein zusätzliches Müllkraftwerk, um diese Energie zu erzeugen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Berend Krüger, Geschäftsführung Stadtreinigung Hamburg

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