: „Liebe taz...“ Die Kirchen werten die CDU auf –betr.: Leserbrief zu „Kirchen werten CDU auf“, taz-Bremen vom 3.Juni 1998
Ich habe allergrößtes Verständnis dafür, daß ein Mann, der seit Jahren verzweifelt versucht, mit einer karrierten Schiebermütze die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sich dabei markiger Sprüche vom Kaliber Holzhammer auf Plakatwänden bedient, keinerlei Verständnis dafür aufbringt, daß Kirchenmänner in einem „Parteitagsgottesdienst“ leisere Töne bevorzugen. Ich kann auch sehr gut nachempfinden, daß unser hanseatischer Beuys-Imitator Joachim Fischer sauer ist, daß selbige Kirchenleute partout nicht nach seiner Pfeife tanzen und seine PDS-nahen (Quelle: taz) Feindbilder weder rückhaltlos übernehmen wollen, noch können.
Nur frage ich mich, woher weiß Bremens bekanntester Bommelmützenfreak eigentlich, daß die beiden Kirchenmänner sich im Dom nicht „verbal für die Notleidenden“ eingesetzt haben? – Er demonstrierte doch vorm Dom! – Genau das taten nämlich der evangelische Schriftführer wie der katholische Bischof sehr wohl. Wenn auch – zugegeben – nicht mit grobem Böller, sondern zierlichem Florett. Denn bekanntlich erreicht auch die Mutter beim Kind mehr durchs an-die-Hand-nehmen, als durchs vor-den-Kopf-stoßen ...
Es sei ferner daran erinnert, daß beide Kirchen sowohl beim SPD-Parteitag vor ein paar Jährchen in Bremen zum ökumenischen Gottesdienst zur Stelle waren und im übrigen jedes Jahr am 1. Mai einen ökumenischen Gottesdienst zum „Tag der Arbeit“ unter Beteiligung des DGB feiern, ohne daß ihnen deshalb der Vorwurf gemacht wurde, sich vor den jeweiligen Karren spannen zu lassen. Das „Haus Gottes“ steht bekanntlich allen offen, denn erstens weiß niemand so gut wie die Kirche, daß (wir) alle Sünder sind – Joachim Fischer mal ausgenommen – und so ganz nebenbei rechnet man in der Kirche auch immer damit, daß Umkehr (noch) möglich ist. Die Bibel konstatiert daher mit Bedacht: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ Ich bin daher sicher, der „liebe Gott“ ist da weit gnädiger, was die diversen Wohnungsbezieher angeht, als der „liebe“, aber leider etwas (klein)karrierte Bommel-Bruder Fischer.
Wilhelm Tacke, Sprecher der katholischen Kirche Bremen
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