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Bombenfahrt im Auto

■ Zwei Besoffene werfen in der Osnabrücker Innenstadt wild mit Handgranaten um sich

Die Staatsanwaltschaft in Osnabrück hat Anklage gegen zwei Bombenwerfer wegen Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erhoben. Der 24jährige Osnabrücker und der 23jährige Bosnier sollen im Januar bei einer nächtlichen Trunkenheitsfahrt durch die Osnabrücker Innenstadt vier Handgranaten aus dem Auto geworfen haben. Wie Staatsanwalt Norbert Mayer gestern mitteilte, wurden durch die Explosionen nicht nur zahlreiche Häuser und Autos beschädigt. Der 24jährige mutmaßliche Täter verletzte sich dabei außerdem selbst schwer.

Den Ermittlungen zufolge hatte sein Komplize die Granaten im bosnischen Banja Luka erworben und im Kofferraum seines Autos gelagert. Der Mann hat inzwischen ein Geständnis abgelegt. Beide Angeklagten waren zur Tatzeit reichlich betrunken und können sich nach eigenen Angaben an keine Einzelheiten mehr erinnern. Da der Bosnier bei der Einfuhr der Handgranaten noch Heranwachsender war, muß der Prozeß vor dem Jugendschöffengericht in Osnabrück stattfinden.

„Diese Tat ist kein Einzelfall“, betonte Mayer. „Wir erleben häufiger, daß Mitbürger aus dem ehemaligen Kriegsgebiet im Urlaub in ihre alte Heimat fahren und als eine Art Souvenir Waffen und Munition mit nach Deutschland bringen.“ Eine Handgranate sei in Bosnien für nur zehn Mark zu bekommen. Die Täter hätten meist kein Unrechtsbewußtsein. In Bad Iburg habe ein gebürtiger Bosnier vor wenigen Monaten mit Handgranaten sogar Fische angeln wollen: „Granaten in den Teich werfen und dann die toten Fische einsammeln – nach dieser Methode wollte der Mann ernsthaft vorgehen“, wußte Mayer zu berichten. dpa

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