: Unterm Strich
Auch solche Dinge geschehen in Fronkreisch, während die Welt gebannt auf rundes Leder starrt: Eine erste Fassung von Baudelaires „Les Fleurs du mal“ ist am Mittwoch abend in Paris für 3,2 Millionen Franc (etwa 1 Million Mark) versteigert worden. Das Manuskript, das Baudelaires Freund und Verleger August Poulet-Malassis gehörte, trägt handschriftliche Korrekturen des „berühmten französischen Dichters“ (dpa). Der Wert des Stückchens Gutenberg-Galaxis war vor der Versteigerung auf 3 bis 4 Millionen Franc geschätzt worden. Der Ausgangspreis betrug 1,2 Millionen Franc. Das Manuskript wurde von der französischen Nationalbibliothek ersteigert und soll dort künftig in der Abteilung für seltene und wertvolle Bücher ausgestellt werden. Wahrscheinlich wird keine Leserhand es je wieder befingern.
In der U2 Richtung Vinetastraße haben wir User der Berliner Verkehrsbetriebe uns unzählige Male den Kopf darüber zerbrochen, wo dieses sagenumwobene Vineta eigentlich liegen mag, das vor Hunderten Jahren im Meer versank, und nun, mit einem Mal, „könnte es möglicherweise schon bald lokalisiert werden“, wie dpa meldet. Archäologen aus Mecklenburg- Vorpommern nämlich gehen davon aus, daß das „Atlantis des Nordens“ im Schlick des Barther Boddens vor den Toren der vorpommerschen Kleinstadt Barth liegt. „Es ist Tatsache, daß die Barther Region einst Vineta war“, ist der Berliner Historiker Günter Wer-
musch, bekannt durch seine Theorien zum Bernsteinzimmer, sich gar sicher. Dreimal so groß wie das heutige Leipzig soll das „Venedig des Ostens“ gewesen sein, multikulturell bevölkert von Barbaren, Griechen, Slawen und Sachsen. Außerdem reich und schön wie keine zweite Siedlung im alten Europa. Meck-Pomms Chefarchäologe Friedrich Lüth will die Berliner These mit neuesten Forschungsmethoden untermauern. Schon bald will man dem Schlick um Barth mit Sonargeräten zu Leibe rücken. In Berlin hat man indes einen weiteren unschlagbaren Beweis für die Existenz Vinetas bei Barth zutage gefördert. Es ist der Name selbst! Der ist im Slawischen nämlich von „Biene“ abgeleitet, was wiederum auf die enorme Bedeutung des Honigs als wertvollem Süßstoff und Grundlage des damals unentbehrlichen Honigweins Met für die Slawen hinweist. Compris?
Wo wir auf dieser Seite schon wieder bei der Macht des Sexus angelangt sind – auch und gerade in seinen pathologischen Erscheinungsformen: Ein Sex-Psychopath, der offenbar Steven Spielberg vergewaltigen wollte, ist am Mittwoch zu einer 25jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das Geschworenengericht in Santa Monica bei L. A. hatte den 31jährigen Jonathan Norman bereits im März für schuldig befunden, Spielberg aufgelauert zu haben, und verkündete nun das Strafmaß. Norman war im vergangenen Juli vor Spielbergs Anwesen in Pacific Palisades festgenommen worden, in seinem Auto fand die Polizei Handschellen, Klebeband, Rasierklingen und Fotos des Regisseurs. Er soll vorgehabt haben, den Regisseur vor den Augen seiner Frau in Handschellen zu legen und zu vergewaltigen. Spielberg allerdings hielt sich damals zu Dreharbeiten in Irland auf.
Wir finden 25 Jahre Haft schon deswegen und bei allem Respekt für Spielberg ganz schön happig. Was gibt's für versuchte Papstvergewaltigung?
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