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Antworten auf Letzte Fragen

Wem ist es zu verdanken, daß die Bolzplatzregeln „Drei Ecken: Elfer“, „Letzter Mann hält“ und „Latte/Pfosten rettet“ überall befolgt und auch so genannt werden? (20.6. 98)

Werden sie nicht! Viel verbreiteter ist da doch die alte Jugendzentrum-Tischfußballregel: „Ey Alter, is klar, ne, 10:0 is Cola!“Dennis T. Jahnke, Kiel

Warum trinken im Flugzeug so viele Personen Tomatensaft, im bodenständigen Leben dagegen kaum jemand? (13.6. 98)

Im Flugzeug: Du bestellst Orangensaft. Du bekommst einen Plastikbecher mit Saft. Du bestellst Tomatensaft. Du bekommst einen Plastikbecher mit Saft plus ein Rührstäbchen plus eine Serviette plus ein Tütchen Salz plus ein Tütchen Pfeffer. Und, wenn du freundlich fragst, noch einen Plastikbecher mit Mineralwasser.

Im bodenständigen Leben: Du bestellst Orangensaft. Du bekommst ein Glas mit Saft. Du bestellst Tomatensaft. Du bekommst ein Glas mit Saft. Pfeffer und Salz stehen prinzipiell auf dem Tisch, konkret aber nicht, du freust dich um so mehr über die Tabascosauce, nimmst davon reichlich, verbrennst dir den Mund, bist klug genug, auf die Idee zu kommen, daß Umrühren verdünnt, verlierst dabei den Löffel unter der Saftoberfläche, bemerkst es aber erst, als auch die Fingerspitzen unter der Saftoberfläche verschwinden, entdeckst nun, daß die Serviette leise unter den Tisch geflattert ist, leckst die Finger ab, weil du gelernt hast, das Tischtuch zu schonen, und verbrennst dir erneut den Mund.

Wo bestellst du was?Almut Saure

Warum ist bei Fahrrädern wesentlich häufiger das Hinter- als das Vorderrad platt? (13.6. 98)?

Zerlegt man ein Fahrrad nach einfachen Gesetzen der Mechanik geistig in ein Kräfteparallelogramm, so lassen sich vereinfacht zwei Spezialfälle der Wirkung der Gewichtskraft g des Fahrers beschreiben: Im Fall des sportiv in den Pedalen stehend Tretenden verteilt sich die aktio g, entsprechend der Gewichtskraft des Fahrers, etwa zu gleichen Teilen auf Vorder- und Hinterrad (g=f1+f2, wobei: f1=f2). Im Falle des behäbig im Sattel sitzend Tretenden hingegen teilt sie sich der gen unendlich gesetzten Erdmasse vor allem über das Hinterrad mit (jetzt: f2>f1). Die Bauweise des gewöhnlichen Fahrrades gibt für diesen Fall ein Verhältnis von etwa 4:1 vor. Eine reactio -g (-g=-f1+-f2) stillschweigend vorausgestzt, ergeben sich damit für diesen Fall im hinteren etwa viermal höhere Drücke als im vorderen Schlauch. Früher als dieser wird daher jener hinten, völlig geschlaucht und des Materials vor der Zeit ermüdet, seine Preßluft nachgeben. Lediglich in reinen Stehtreterpopulationen ergeben sich, den physikalischen Gesetzen folgend, gleich häufig platte Hinter- wie Vorderreifen. In der normalen Radfahrerpopulation hingegen spielen reine Stehtreter statistisch gesehen kaum eine Rolle. Sie setzt sich zusammen aus gelegentlich Stehtretenden, überwiegend Sitztretenden und ausschließlich Sitztretenden. Für statistische Zwecke läßt sich die Radfahrerpopulation durch den Sitzerindex s charakterisieren. Er bezeichnet das Verhältnis der sitztretend zur stehtretend verbrachten Zeit des durchschnittlichen Radfahrers einer Population. Je höher also s, desto mehr Zeit wird in einer Population sitztretend verbracht. In den mitteleuropäischen Populationen liegt der Sitzerindex s etwa bei 1.000 und zeigt lediglich während der Tour de France regelmäßig ein geringes Absinken durch Nachahmeffekte der Stehtreter bei den Bergetappen. Je höher der Sitzerindex einer Radfahrerpopulation, desto mehr nähert sich folglich auch das Verhältnis platter Hinter- zu Vorderreifen, den Verhältnissen bei reinem Sitztreten an, also etwa dem Verhältnis 4:1, das, wie oben ausgeführt, durch die Bauweise des vorherrschenden Radtyps bedingt ist. Es gibt bei dem derzeit vorherrschenden Radtypus keine vernünftigen Gründe, sich für ein ausgewogenes Verhältnis platter Hinter- zu Vorderreifen stark zu machen. Denn so sicher wie der Umstand, daß ein ausgeglichenes Verhältnis von platten Hinter- zu Vorderreifen nur durch ausschließliches mühevolles Stehtreten zu erreichen ist, so gewiß ist andererseits der Umstand, daß durch ausschließliches bequemes Sitztreten auf einen platten Vorderreifen statistisch gesehen auch nicht mehr als vier geplatzte Hinterreifen kommen können.Friedemann Kinkel, Berlin

Wieso parkt man leichter rückwärts ein als vorwärts? (13.6. 98)

Aus demselben Grunde, aus dem Gabelstapler „hinten“ lenken (die Räder an der Seite mit der Gabel sind starr; die von der Gabel entfernten Räder sind beweglich): Die starren Räder können nur vor und zurück rollen, niemals aber seitlich. Die beweglichen, per Lenkung in ihrer Rollrichtung veränderbaren Räder hingegen ermöglichen es dem Fahrzeug, während einer Längsbewegung der starren Räder mit dem anderen Fahrzeugende zu „schwänzeln“, d.h. eine seitliche Bewegungskomponente – senkrecht zur Fahrzeuglängsachse – auszuführen. Und genau das braucht man ja zum Einparken: Man muß das Fahrzeug irgendwie seitlich bewegen. Mit der Konstruktion eines starren und eines beweglichen Radpaares kann man sich die seitliche Bewegung so ermogeln: Man fädelt sich – die starren Räder voran, beim Auto also rückwärts – ungefähr auf die passende Position, um dann am Schluß die erforderliche Seitenbewegung mit dem beweglichen Teil (beim Auto vorne) zu machen. Da die Seitenbewegung aber eben ermogelt ist (es gibt Seitenbewegung nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit einem gewissen Anteil Längsbewegung), braucht man stets auch ein Stück freie Länge, so daß die Parklücke immer entsprechend länger sein muß, als es der Länge des Fahrzeugs entspricht. Das hat die Konstrukteure nicht ruhen lassen. Sie ersannen Fahrzeuge, die an beiden Achsen gelenkte Räder haben! Vorteil: Man kann das Ding vorwärts rückwärts seitwärts... bewegen, seitlich versetzen und somit auch in Parklücken bugsieren, die nicht länger sind als das Fahrzeug selbst. Der Traum aller schlaflosen Einparker! Leider gibt es auch Nachteile, und die sollen nicht verschwiegen werden. Der wichtigste Haken für den Alltagsbetrieb ist das völlig ungewohnte und nicht intuitive Fahrverhalten. Weiterhin ist die Lösung auch aufwendig und entsprechend teuer. So hat sich dieses Prinzip nicht durchsetzen können. Man findet es nur vereinzelt bei Spezialanwendungen, z.B. Geländefahrzeuge. Aber auch an geplagte Einparker wurde gedacht: Es gibt eine Art Möbelroller zum Unterschnallen unters Auto. Damit kann man dann 100prozentig seitwärts in die kleinste Parklücke.Christoph Schmees, Bremen

Ist zu zweit duschen wassersparend oder wasserverschwendend? (20.6. 98)

Nach meinen Erfahrungen wird auf jeden Fall viel mehr Wasser verbraucht, als wenn beide Personen alleine duschen – es dauert einfach viel länger. Es wird aber auch Wasser eingespart, weil die Bettwäsche nicht mehr so häufig gewechselt werden muß. Diese Ersparnis macht den höheren Wasserverbrauch des gemeinsamen Duschens aber nicht wett. Ein großer Vorteil ist übrigens, daß der ewige Streit, wer im Bett auf der feuchten Seite schlafen muß, entfällt.Norbert Schmidt, Monheim/Rhein

Auf jeden Fall schöner!Christoph Höltke, Hamburg

Wieso heißt es Zimtziege oder Zimtzicke? (13.6. 98)

Ein Leser erklärte das Wort „Zimtzicke“ so: Es komme aus dem Jiddischen, und zwar von „Simon“, und Simon bedeute „null“. Sehr dubios! Der Name „Simon“ heißt auf hebräisch Schim'on. Er bedeutet nicht „null“, sondern kommt vom Wortstamm sch-m-' , = hören. („Erhört hat mich Gott“, sagte Lea, als sie die Zwillinge Schim'on und Lewi bekam, denn nun würde ihr Mann Jakob sie liebgewinnen statt ihre damals kinderlose Schwester Rachel.) Schim'on spricht sich auf jiddisch „Schimmen“ und hat offensichtlich wenig Ähnlichkeit mit „Zimt“. Null heißt auf hebräisch „efes“, auf jiddisch dann „ejfes“ oder einfach „gor nischt“ (=gar nichts). Also, das war wohl nix mit Simon. Gemeint sein könnte auch „ssimen“ (stimmloses s), von hebräisch ssiman = Zeichen. Aber was soll eine Zeichen-Zicke sein? Das war wohl auch nix.

Mein Vorschlag, nur mal gut geraten: Wenn's denn aus dem Jiddischen kommen soll, könnte es eine „Zimmesdicke“ sein. „Zimmes“ heißt „Getöse“, z.B. „a grojßn zimmes machn“, daher könnte „a zimmesdicke froj“ eine Frau sein, die viel Getöse macht. (-dik als Adjektiv-Endsilbe wie bei vielen jiddischen Wörtern: lejbedik – lebendig, schabbesdik oder pejßachdik – für Schabbat, Peßach geeignet u.ä.). Aber ohne Gewähr!Rolf Verleger, Lübeck

Warum kostet ein Damenhaarschnitt grundsätzlich mehr als ein Herrenhaarschnitt? (6.6. 98)

Männer sind nicht bereit, einen adäquaten Preis für ihren Haarschnitt zu zahlen, so daß der Friseur beziehungsweise die Friseuse von Herrenhaarschnitten schlichtweg nicht leben kann. Die sollen, müssen, dürfen Frauen auffangen, in dem sie die überhöhten Preise für ihre Haarschnitte zahlen. Der Durchschnitt von Damen- und Herrenschnittpreis ist wohl für beide der angemessene Preis. Aus diesem Dilemma gibt es zwei Auswege:

1. Frau vereinbart mit ihrem männlichen Partner (falls vorhanden, sonst auf Freunde, Vater usw. zurückgreifen) eine Art Solidaritätszuschlag, der sich aus der Differenz vom Damenhaarschnittpreis zum Durchschnittspreis ergibt. D.h., man/frau stellt auf individueller Ebene die Gerechtigkeit wieder her, wo kollektive Ungerechtigkeit herrscht.

2. Meine jetzige Lösung: Ich habe mir eine Friseuse gesucht, die für Herren- und Damenhaarschnitt denselben Preis verlangt. Übrigens mit der Begründung, es mache gleich viel Arbeit, Männer wie Frauen die Haare zu schneiden.Brigitte Kundgen, München

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