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Alpinismus am Prenzlauer Berg

Ein neuer Wanderweg überwindet zwischen dem Spreetal und der Hangkante des Barnim einen Höhenunterschied von 14 Metern. Der Alpenverein fordert einen weiteren Ausbau  ■ Von Uwe Rada

Das Schönste ist immer das, was man nicht hat. In Berlin sind es die Berge. Weil die Berliner es aber nicht auf sich sitzenlassen können, daß sie im Grunde nichts anderes sind als Flachlandtiroler, wird auch der letzte Hügel zum Mount Klamott hochgeredet, werden am Teufelsberg Skiweltcup-Rennen im Parallelslalom veranstaltet oder Bergwanderführer herausgegeben.

Jüngstes Beispiel ist der am Mittwoch eröffnete Wanderweg entlang der Hangkante des Barnim. Zur Erinnerung: Der Barnim ist neben dem Höhenzug des Teltow eine jener beiden eizeitlichen Endmoränen, die sich nördlich und südlich an das Spreetal anschließen. In Berlin ist der Barnim vornehmlich als Prenzlauer Berg bekannt. Für die meisten Berliner wiederum ist der Prenzlauer Berg – zumindest auf dem Fahrrad – in der Veteranenstraße am erfahrbarsten. Das soll sich mit dem neuen Wanderweg ändern. „Uns geht es darum, die Topographie des Prenzlauer Bergs, dort, wo er noch ein Berg ist, sinnlich erlebbar zu machen“, sagte Dorothee Dubrau, die Baustadträtin des Bezirks.

Galt der Parkplatz der zwischen Mollstraße, Prenzlauer und Greifswalder Allee gelegenen Hochhaussiedlung in der Mendelssohnstraße bislang nur Eingeweihten als der Ort, an dem man sich am Fuße des Prenzlauer Bergs befindet, könnte er schon bald in den Rang der touristischen Trampelpfade aufgenommen werden. Dort, wo einst die Weinberge des Barnim lagen, führt der Weg von der Straße Am Prenzlauer Berg in einer Höhe von 50 Meter über dem Meeresspiegel 103 Meter auf einem Bohlenweg die Hangkante entlang und endet schließlich, nach der Überwindung von 14 Tiefenmetern, auf einem Spielplatz im Spreetal. 900.000 Mark hat sich der Bezirk den Wanderweg nebst Anbau von Wein (Dornfelder Spätlese) kosten lassen. Und wenn die Gemeinden der benachbarten Friedhöfe mitspielen, soll sich alsbald ein Höhenweg bis zur Heinrich-Roller-Straße anschließen.

Ein durchgängiger Wanderweg an der Höhenkante des Barnim, wie ihn sich viele Mitglieder der Berliner Sektion des Alpenvereins wünschen, ist allerdings schwer umsetzbar. Es stehen zu viele Häuser im Weg. Erfahrbar ist die Topographie der Berliner Mittelgebirge aber auch inmitten der Mietskasernen. Der Fuß des Prenzlauer Bergs in der Lottumstraße ist ein durch Ummauerung befestigter Berghang, der bei Wein und Kerzenschein im „Kid Creole“ zu bewundern ist. Manchmal ist das, was man hat, ja auch schön.

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