Unterm Strich

Das Schöne am Sommer sind die Nachrichten. Wenn Politiker urlauben, Michael Naumann wieder enteilt ist und Theater geschlossen haben, erfährt man, daß die Bewohner der Schwäbischen Alb bei Hechingen von einem leichten Erdbeben „aufgeschreckt“ wurden. In Berlin-Mitte hat die Polizei 20 kleine Cannabispflanzen sichergestellt, die Beamte auf einer Fensterbank entdeckt hatten. Und deutsche Frauen sind „offenbar nicht mehr ganz so konsequent“ gegen eine Verbindung von Prinz Charles und Camilla Parker Bowles. Eine aktuelle Meinungsumfrage des Gewis-Instituts im Auftrag vom „Neuen Blatt“ ergab, daß nur noch 30 Prozent dafür sind, daß sich der Thronfolger von Camilla trennt. 47 Prozent aller Befragten haben nichts dagegen, daß Charles und seine Geliebte künftig auch öffentlich als Paar auftreten wollen. Allerdings sind immer noch 73 Prozent der deutschen Frauen gegen eine Hochzeit des Paares. Mit einem „Aufschrei des Entsetzens“ müßte Charles rechnen, wenn er Camilla zur Königin machen wollte: 88 Prozent sind dagegen.

Aufschreie des Entsetzens hört man auch regelmäßig aus der deutschen Verlagsbranche, wenn die Verleger ihre Bilanzen betrachten. Daran werden auch das leichte Umsatzplus im vergangenen Jahr und ein Rekord an Neuerscheinungen nichts ändern. Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern in Frankfurt am Main mitteilte, konnte die Branche mit einem Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf ein geschätztes Volumen von 17,5 Milliarden Mark nur unterdurchschnittlich am Wirtschaftswachstum partizipieren. Mit 77.889 Neuerscheinungen (davon 57.680 Erstauflagen) sei die bisher höchste Produktion erreicht worden. Das Publikum hielt sich allerdings beim Bücherkauf zurück, die verkauften Stückzahlen seien 1997 gesunken. Die Buchpreise der neuen Titel zogen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 2,2 Prozent an, der Durchschnittsladenpreis aller rund 774.000 lieferbaren Bücher habe sich hingegen im Jahresvergleich um 4,7 Prozent erhöht und liegt jetzt bei 40,46 Mark. Sorge macht dem Buchhandel die Situation bei öffentlichen Institutionen, Bibliotheken und Schulen. Nachdem die Schulbuchausgaben der Bundesländer im vergangenen Jahr schon stagnierten, sollen sie laut Börsenverein in diesem Jahr um zwei Prozent auf 13 Millionen Mark sinken.