: Die Stadt am Fluß feiert Auferstehung
■ Neue Fährverbindungen sollen Bremens Erlebnisparks und Zentren miteinander verbinden
Vom Fischfrühstück an der Ocean-Kaje, mal eben rüber zum Abenteuer im Gröpelinger Space Park, dann zum Shopping in Vegesacks Haven Höövt und abends zum kleinen Absacker in die Bremer City – und das mit öffentlichen Verkehrsmitteln! Zur Zeit noch eine Tagesreise, demnächst vielleicht in Null-Komma-Nichts möglich: Der Betreiber des gleichnamigen Fährbetriebs zwischen Osterdeich und Weserstrand beim Cafe Sand, „Hal Över“, will jetzt den Tourimusverkehr auf der Weser beleben und Bremen zu dem machen, was es ist: eine Stadt am Fluß.
Allerdings mußten in der Vergangenheit herbe Rückschläge hingenommen werden. Der vor allem für BerufspendlerInnen geplante Weserbus zwischen Martinianleger, Vegesack und Bremerhaven mußte aufgrund zu hoher Kosten und eines schleppenden Schwesterprojekts in Hamburg begraben werden. Vorerst. Denn „wenn erstmal die ganzen Parks in Gröpelingen, Bremerhaven und Vegesack fertig sind, muß man über alles nochmal nachdenken“, sagt Dieter Stratmann von Hal Över.
„Der Beirat in Woltmershausen kämpft schon lange dafür, endlich die Ende der siebziger Jahre stillgelegte Fährverbindung zwischen Gröpelingen und Lakenauer Höövt in den Neustädter Häfen wieder aufleben zu lassen. Da guckt man zurück, ohne rückwärtsgerichtet zu sein“, sagt Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer. Für dieses Projekt gab es in der Vergangenheit bereits viele Anstöße und sogar Anläufe. Eine Spedition spendete Geld und kaufte einen alten Anleger der Vulkan-Werft in Vegesack, der dort eingesetzt werden soll. Doch ganz umsonst soll Bremen das alles nicht kriegen. Eine staatliche Anschubfinanzierung müsse schon her, aber darüber bräuchte man angesichts leerer Kassen zur Zeit kein Wort verlieren.
Einen weiteren Pluspunkt für Bremens Ausflugs-Szene bringt die Verlagerung der großen Containerschiffe aus den Bremer Häfen nach Bremerhaven mit sich: Eher zufällig freut man sich dadurch nämlich in Seehausen und Woltmershausen. Denn durch weniger Ausbaggerung dürften dort wieder Strände entstehen, an denen sogar gebadet und gespielt werden könnte. „Da sind viele Variationen möglich“, schwärmt Dieter Stratmann von Hal Över. „Da können Sie dann in Seehausen baden gehen, in Vegesack vorher die passende Sonnenmilch einkaufen und am Pumpenhaus abends ein Bierchen trinken und sich in Ruhe erholen.“
Denn auch über einen zweiten Anleger auf der linken Weserseite südlich der Wilhelm-Kaisen-Brücke denke man nach. Und der neueste Clou? Ein Kombiticket, für alle, die Bremen ganz ohne Auto erfahren möchten: Hal Över und die Bremer Straßenbahn AG planen eine Zusammenarbeit für den Personenverkehr in der Hansestadt.
Einen Haken hat die ganze Sache aber: Das ganze gibt's noch nicht in diesem Jahr. Denn erst wenn einige der zahlreichen Erlebnis- und Einkaufswelten an der Weser fertig sind – was bei einigen Projekten noch einige Zeit dauern dürfte – kann Bremen zu dem werden, was es war und eigentlich immer noch ist: Eine Stadt an einem Fluß, der von seinen BürgerInnen wieder geliebt und genutzt wird. Mit besten Verbindungen – wie es sich für eine alte Hansestadt gehört auf dem Wasserweg – zwischen Naherholungsgebieten, City, Erlebnisparks und Wohngebieten. Sven Kuhnen
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