■ Die Anderen: "Liberation" (Paris) schreibt zur Hochwasser-Katastrophe in China / Die "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert die neuen Spannungen zwischen Indien und Pakistan / Zur Lage im Kosovo schreibt "La Repubblica" aus Rom
„Libération“ aus Paris schreibt zur Hochwasser-Katastrophe in China: Wenn große Länder an ihren großen Katastrophen zu erkennen sind, dann ist China zweifellos ein sehr großes Land. Im Laufe des letzten halben Jahrhunderts hat kein Landstrich dem Unglück einen so hohen Tribut gezahlt wie China. Es ist ein Allgemeinplatz zu sagen, daß die großen Katastrophen, denen Gesellschaften unterworfen sind, am besten Aufschluß über ihr tatsächliches Leben geben. In China aber bleibt alles im Nebel. Was passiert und warum? Dies bleibt in China eine diplomatisch unerhörte Frage, trotz aller Pseudoöffnungen. Die Isolierung, zu der das kommunistische Regime das Land zwingt, funktioniert bei dieser Überschwemmung perfekt. Der Entscheidung, die Fluten umzuleiten, um die Städte auszusparen, fehlt es weder an Vorbildern noch an Begründung. Was die Einzelheiten angeht, vertraue man bitte der Verbotenen Stadt.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die neuen Spannungen zwischen Indien und Pakistan: Seit den Atomversuchen vom vergangenen Mai hat das indisch-pakistanische Kräftemessen eine neue, noch düsterere Dimension erhalten. Damit ist das Risiko, daß die militärischen Nadelstiche in Kaschmir in einen nuklearen Schlagabtausch münden könnten, nicht mehr völlig von der Hand zu weisen. Vor dem Hintergrund der enormen Probleme beider Länder wirkt das Spiel ihrer Führungen mit dem Feuer um so gespenstischer. Pakistan steht nach eigenem Eingeständnis kurz vor der Zahlungsunfähigkeit, und nach der nationalen Euphorie über die Atomversuche wackelt auch die hindu-nationalistische Regierung in Delhi wieder bedenklich. In solchen Situationen sind militärische Kraftmeiereien bequeme Mittel, um von inneren Problemen abzulenken. Offensichtlich haben selbst die nuklearen Machtdemonstrationen die beiden Seiten nicht zur Einsicht gebracht, daß es zum Dialog keine erfolgversprechende Alternative gibt.
Zur Lage im Kosovo schreibt „La Repubblica“ aus Rom: Die jüngsten militärischen Niederlagen der Separatisten, die in der vergangenen Woche von ihren im April eroberten Stellungen entlang der Straße zwischen Priština und Pec fliehen mußten, dürften auch den größten Extremisten unter den Rebellen klargemacht haben, daß vielleicht die Stunde gekommen ist, um die Waffen niederzulegen. Denn ein Kampf auf freiem Feld mit dem jugoslawischen Heer hätte keinerlei Erfolgschance. Auf der anderen Seite haben auch die Serben das Bedürfnis, die Partie so schnell wie möglich zu beenden. Der Kosovo-Krieg kostet mindestens zwei Millionen Dollar am Tag. Zu viel für die immer leereren Kassen eines Staates, der nicht mehr imstande ist, Löhne und Renten zu zahlen. Es gibt also einen kleinen Hoffnungsschimmer.
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