Hehre Ziele, profan motiviert

Klassik muß stärker und anders inszeniert werden, darin sind sich die Organisatoren der Klassikinszene einig. Und so veranstaltet die Hamburger Wirtschaftsbehörde im Herbst ein viertägiges Klassikprojekt, das über bloße Musikpräsentation hinausgehen soll.

Am 23. Oktober präsentieren drei Gruppen von Fachhochschülern und ebensoviele junge Designerteams aus Hamburg ihre Kollektionen in einer gemeinsamen Modenschau. Untermalt von klassischer Musik soll dies eine „Begegnung zweier kreativer Bereiche“ ergeben, wie Wirtschaftssenator Thomas Mirow kreativ erläutert. Vom 24. auf den 25. Oktober schließt sich eine Klassik-Nacht aus „Traditionellem und noch nie Gehörtem“ an, wie Organisatorin Angela Kaiser versichert. Daß der siebenstündige Potpourri aus Klezmermusik, Mendelsohn und Didjeridoo wirklich „Hörgewohnheiten sprengt“, ist allerdings nicht zu erwarten.

Begrüßenswert ist jedoch das Umfeld, in dem die Konzerte stattfinden. Parallel zum Vorführungsraum bietet ein zweiter Saal dem Publikum die Möglichkeit, sich in Gesprächen aktiv mit klassischer Musik auseinander zu setzen.

Der zum Abschluß der Klassikinszene zu verleihende deutsche Musikpreis Echo Klassik macht die Interessen der Wirtschaftsbehörde transparent: Hamburg soll als musikwirtschaftlicher Standpunkt gefestigt und ausgebaut werden. So ist das hehre Ziel, mehr Menschen an klassische Musik heranzuführen, etwas profaner motiviert. Immerhin 250. 000 Mark ist die Veranstaltung der Behörde wert; die andere Hälfte der Projektkosten von insgesamt einer halben Million Mark tragen private Sponsoren. tvl