Der Idiot und der Rebell

■ Das Bader-Ehnert-Kommando tritt im Theater im Zimmer auf

Münchhausen, der Lügenbaron, konnte sich, wie wir wissen, am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Eine Kunst, auf die sich nicht jeder versteht. Aber daraus ein Kunststück zu machen ist dem Bader-Ehnert-Kommando so gut gelungen, daß die Zuschauer am Donnerstag bei der Premiere nicht mehr wußten, ob sie im Theater im Zimmer sitzen oder im Zimmer im Theater.

Versuchen wir, die Lügen so wahr als möglich weiterzugeben:

Der Idiot und der Rebell sind aus der Erzählung rausgefallen und in die Außenzone geraten. In diesem sonnenlosen Vakuum versuchen sie sich zu erinnern, welche Rolle sie hatten, auf welcher Seite sie standen. Im Buch natürlich. Und wer sie jetzt sein könnten. Während sie sich gerade wunderbar idiotisch („. . .ich nehme das blaue Quadrat auf 40 – ich höre 60 – höre ich 80 . . .?“) und rebellisch („Sieg oder Tod! Problem oder Lösung!“) näher kommen, schickt ihnen der Erzähler eine Frau hinterher, die sie angeblich zurückbringen soll. Mit Psychotricks, mit Lügen, notfalls mit Gewalt. Aber was wird geschehen, wenn sie zurückgehen in die Erzählung? Wird der Erzähler sich sofort – wie Münchhausen – eine bewaffnete Bande erfinden und sie über den Haufen schießen lassen? Oder ist das, was sie jetzt tun, Teil seiner Geschichte?

Verraten wird nicht, was bei dieser Identitätssuche herauskommt, nur daß Michael Ehnert, Kristian Bader und Alexa Steinbrenner sie mit rasantem Witz und derartiger Skurrilität betreiben, daß das Publikum in echte Verwirrung gerät. Das muß sich eben am eigenen Schopf wieder rausziehen. Elsa Freese