: (K)ein Geschäftsleben ohne Autos
■ Grindelhof wird seit gestern zur Einbahnstraße umgebaut. Ladenbesitzer protestieren
Baulärm schallt durch die Straße, Autos zwängen sich aneinander vorbei: Seit gestern wird der Grindelhof zur Einbahnstraße umgebaut. Rund 1,1 Millionen Mark sind für die Verkehrsberuhigung eingeplant – und nach Angaben von EinzelhändlerInnen leidet der Geschäftsbetrieb schon jetzt darunter. Als früh um sieben Uhr die ersten Baufahrzeuge anrollten, demonstrierten deshalb fast 50 Menschen, vor allem ansässige UnternehmerInnen, gegen den Umbau.
„Hier wird über eine Million Mark an Steuergeldern in Arbeitslosigkeit und Existenzaufgabe investiert. Wo kommt das Geld denn her, bei den leeren Kassen?“ empört sich Jörn Meyer, selbständiger Einzelhändler einer Lebensmittelkette. Die Straße zwischen Grindelallee und Hallerstraße, findet er, „lebt davon, daß sie lebt.“
Die Umbaupläne sehen mehr Platz für FußgängerInnen und RadfahrerInnen vor, außerdem sollen Bäume gepflanzt werden. „Breitere Bürgersteige und weniger Verkehr – das Viertel wird dadurch aufgewertet“, hofft Jürgen Mantell (SPD), Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel. „Die Parkplatzsituation wird durch die Umwandlung in eine Einbahnstraße nicht verschlechtert, es fällt nur der Durchgangsverkehr weg.“
Diese Planung könnte Karin Witt, Inhaberin eines Schuhgeschäfts fast gefallen, wenn das Vorhaben nur ein bißchen umfassender wäre: „Ich fände die Verkehrsberuhigung sogar gut, wenn es eine Alternative für die Automassen gäbe. Aber das Problem wird von einer engen Straße auf die nächste verschoben.“ Auch die Parksituation werde sich nach ihrer Meinung verschlechtern, „so daß Kunden aus anderen Stadtteilen die Läden hier nicht mehr besuchen“.
Die Einbahnstraßenregelung soll bis Ende des Jahres umgesetzt sein – „eine positive politische Lösung eines lange schwelenden Konflikts“, lobt Mantell. Schon vor fast 20 Jahren gab es die ersten Pläne für einen Verkehrsrückbau am Grindelhof. Ursprünglich sollte die Straße zur Fußgängerzone werden. Doch angesichts vehementer Proteste der LadenbesitzerInnen und AnwohnerInnen – sie favorisierten eine Spielstraße – zog die Stadt diese Vorschläge zurück. Erst 1987 nahm der Bezirk die Planungen für den Umbau wieder auf.
Malte Weber
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