■ Urdrüs wahre Kolumne
: Den Haßpanzer knacken!

Der Wahlkampf kommt auch in Schröders Stammlanden in die Gänge, und da macht sich der jung-dynamische SPD-Kandidat Sebastian Edathy auf den Weg, um mit seinen Legal Sprayers die eigene Homepage-Anschrift im Internet allüberall auf Plakatwände zu sprühen. Bevor er sich noch in Oversize-Bermudas in der Halfpipe versucht, Liquid Ecstasy ausschenkt oder mit seiner Posse HipHop-Reime auf Schröder dichtet, sollte man ihm vielleicht unter http://www.edathy.de die Max-Reinhardt-Weisheit zum besten geben, daß „immer nur den Arsch des Publikums sieht, wer diesem stets hinterherläuft ...“

Ein dreifach Hoch der Zivilcourageauf Schorse Bock und Polach als vermutlich einzigem Agenten des militanten Antifaschismus im Rang eines Oberstaatsanwalts.

Daß er in seinen Aktenbergen auch die juristischen Ränkespiele gegen entschlossene Antifa-Kämpfer untergehen ließ, die einen Nazimann handgreiflich beim Kleben seiner rassistischen Propaganda stoppten: Das reiht ihn in der Tat ein in die Ehrenliste jener wahrhaftenDemo-kraten, die im Kampf gegen die faschistische Barbarei frei von kleinbürgerlichenBedenken waren und sind. Wo immer das Lied der Moorsoldaten gesungen, oder der Schwur von Buchenwald beschworen wird, da wird man auch seinen Namen künftig zu rühmen wissen.

Und hiermit verleihe ich dem Bocki die Weiße Rose des Widerstands am Hosenbandorden!

Verbittert hat mich die TAZ-Meldung, daß die Grünen dieser Tage stolz ihr 50.000stes Mitglied bejubeln, weiß ich doch nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie solche Erfolge zusammenkommen.

Seit nunmehr bald zehn Jahren versuche ich, durch freundliche Briefe und drohende Anrufe meine Mitgliedschaft loszuwerden, doch auch am Tag der Überschreitung der magischen Zahl erreicht mich die Einladung zur Mitgliederversammlung des KV Wesermarsch in der Strandgaststätte Oberhammelwarden. Ladet mich zum Biere ein, zu Tanz und Narretei, zum Diavortrag über den Feuersalamander oder zu parteiübergreifenden Verschwörungen gegen Militarismus und Imperialismus, aber bittebittenieniemehr als Mitglied!

Nachdem ich kürzlich im örtlichen Stadtmagazin MIX den Vorschlag machte, Ralf „Mar-shal Borttscheller aus der Isolation herauszuholen und im AKAS-Klub bei der Meister-Propper-Show auftreten zu lassen, erreichte mich jetzt die Zusage von Chefanimateur Günter Kahrs, es mit dem Problemfall vom rechten Rand mal zu versuchen: Spätestens nach der Performance von Hadayatulla Hübsch über den Hippie-Sommer der Liebe 1968 im September darf mein Schützling seine hemmungslose Selbstdarstellung auf der kleinen Kellerbühne in Szene setzen.

Konkreter Terminvorschlag: 10. Oktober, zur Eröffnung des Wahlkampfbüros Propper. Wir geben niemanden verloren für Anarchie und Lebensfreude: Irgendwie muß der ganze Haßpanzer doch zu knacken sein!

Daß nach Pastor Hintze auch Merkwürden Michael Teiser als CDU-Bundestags-Hocker für Fishtown in den sogenannten Hymnenstreit eingreift, belegt die intellektuelle Zurückgebliebenheit solcher Volks- und Versicherungsvertreter: Das keineswegs sonderlich originelle Potpourri wurde schon vor der Liquidation des anderen deutschen Staates von der altehrwürdigen Frontstadt-Truppenunterhaltung der Stachelschweine aufgegriffen und seitdem von fast jeder Kabarett-Truppe dieser Republik in Szene gesetzt.

Falls die Bremerhavener Müllfischer um Oberbürgermeister Richter sich den langatmigen Gag bislang aufgespart haben, sollte Vetter Teiser froh sein, wenn er jetzt auch mal mit diesem Stückchen Kleinkunst vertraut gemacht wird. Muß doch nich immer Fips Asmussen sein!

Allen Karawanistas und ihren SympathisantInnen eine glückliche Reise wünscht

Ulrich „Ben“ Reineking