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Unterm Strich

Rammstein, die heute in Berlin mit Doppel-Platin geehrt werden, halten sich seit neun Wochen auch in den U.S.-Charts. Ihr zweites Album „Sehnsucht“ belegt dort den 49. Platz, was einen nicht gerade umhaut, aber immerhin die beste Plazierung einer deutschen Platte seit Nenas „99 Luftballons“ ist. Das zumindest steht in der Wochenendausgabe des Wall Street Journals, und zwar gleich auf der ersten Seite. Denn anders als Nena singen Rammstein nicht vom Frieden, sondern von Haß und Gewalt, und sie springen und lachen auch nicht auf der Bühne, sondern stampfen pyrotechnisch umdonnert vor sich hin.

Schon häufiger hätten Heavy-Metal-Bands sich mit teutonischen oder sogar faschistischen Zeichen umgeben, schreiben nun die Wall Street Journal-Reporter Greg Steinmetz und Patrick M. Reilly, aber Rammstein sind deutsch. Schadet das der amerikanischen Jugend? Anscheinend nicht. Die für den Bericht Befragten geben an, sich in erster Linie für die Musik zu interessieren. Richtig laut gehört, käme sie ziemlich gut, wird beispielsweise der 19jährige Jared Marske aus Kalifornien zitiert. Und was die Botschaft des von Gottfried Helnwein martialisch gestalteten Covers sei, wisse er nicht. Ein 15jähriger hingegen mag Rammstein, weil sie wirklich anders seien als der Rest. „Wow, das ist deutsch!“, habe er beim ersten Hören gedacht. Auch gewisse Bedenklichkeiten in deutschen Zeitungen und Magazinen werden in dem Artikel zitiert, dann aber mit dem Rechercheergebnis von MTV Deutschland zerstreut: Rammstein seien unpolitisch, habe Programmchef Peter Ruppert den Reportern versichert. Was die fragliche Zeichenhaftigkeit betreffe, so dürfe man nicht vergessen, daß die Jungs sich nun mal auf die deutsche Kultur bezögen. Und man würde ja schließlich auch den VW Käfer nicht boykottieren, nur weil es Adolf Hitler war, der ihn bauen ließ.

Die mexikanische Schriftstellerin Elena Garro ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Die frühere Frau des Literaturnobelpreisträgers Octavio Paz erlag am Samstag in einem Krankenhaus in Cuernavaca den Folgen einer langen Krankheit. Garro schrieb mehr als zwei Dutzend Romane und mehrere Bühnenstücke. Ihr bekanntester Roman ist „Recuerdos del Porvenir“ (Erinnerungen an die Zukunft).

Und 90jährig ist in Manhattan Wanda Toscanini Horowitz gestorben, die Tochter des Dirigenten Arturo Toscanini und Frau des Pianisten Vladimir Horowitz. Auf Fragen nach den berühmten Männern in ihrem Leben hatte sie Reportern gegenüber verständlicherweise oft unwirsch reagiert: „Sprechen Sie nicht über die beiden. Mein Vater hat mich neurotisch gemacht und mein Mann verrückt.“ Sie selbst hatte Bemühungen um eine Musikerkarriere früh aufgegeben, weil sie sich nie ans Klavier traute, wenn ihr Vater zu Hause war.

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