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Blablablablabla Von Thomas Gsella

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In jener Zeit, welche sowohl die dem Geschäft des professionellen Denkens wie auch die eher dem profanen Alltag zugewandten sprachfähigen Primaten seit Äonen als die dem je aktuellen Vortag zugehörige bezeichnen, besuchte ich mit einer mir nahen Vertreterin des angeblich „schwachen“ Geschlechts eines der zumal in heißen Monaten zahlreich frequentierten Etablissements, wo sei's im Extremfall pinguinesk, sei's doch zumindest uniform gekleidete Bedienstete qua Arbeitsvertrag verpflichtet sind, übermäßig transpirierende des Weges Schlurfende auf Nachfrage mit jenen eine Silbermünze teuren, leicht über pingpongballgroßen und – Naiv-Vegetarier aufgepaßt! – stark rindsfetthaltigen Milchprodukten zu versorgen, die nach zungenunterstützter In-den-Magen-Beförderung für eine labende Anti-Erhitzung anfänglich des betroffenen Organs, späterhin auch des Organbesitzers in toto i completti sorgen – natürlich ginge dieser unerträglich widerliche Satz auch kürzer. (Etwa: Gestern war ich mit einer Freundin Eis essen.) Leider sehen's einige Autoren anders. Immer mehr Zeitungen unterhalten Glossen- und Kolumnenspalten wie diese hier, immer mehr Alphabeten kommen in ihrem Beruf nicht unter und wähnen sich drauf angewiesen, das dürre ihnen Widerfahrene zum Erlebnis aufzupusten und in möglichst hochbezahlte, also möglichst lange Zeitungs- Icherzählungen zu packen. Heraus kommt immer öfter ein hinsichtlich Farbe, Konsistenz und taktiler Flash-Back-Qualität an unter beginnender Sommersonnenstrahleneinwirkung mählich zu Brei werdende Milka-Vollmilchschokolade erinnerndes mega-spritzsahnekringelhäufchenförmiges, mittels Anus ins terrestrische Jammertal entlassenes Endprodukt der Nahrungsverarbeitung übermannshoher Fabelwesen (riesengroße Scheiße.) Lustig ist das nicht. Also Schluß damit, Autoren! Sonst geh' ich zur Polizei!

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Zugetragen wurde mir von meinen mental wie faktogen im wiederum zuvörderst medialen, aber auch globalkultur/politik/musik/sport/ rudern-bezüglichen Ereignissegment beheimateten Ärschen und Zwiegestalten (Informanten): Kürzlich sei ein mit allen Wassern gewaschener Mikrophonreporter dem joggenden Joschka Fischer hinterhergelaufen und habe ihn dabei zu dit und dat befragt. Mein lieber Gott. Ohne diesem Archetypus des gegen den Abschluß der Adoleszenz rebellierenden beharrten und trotzdem optischgenetisch extrem menschähnlichen Urahnen des Menschen und Bewohners der Baumkronen tropischer wie nontropischer Regen- und Urwälder (Esel) zu nahe treten zu wollen: Das klingt ja furchtbar! Also Schluß damit! Schluß! Originelle Babbelquackerer, originelle Reporter: aufhören! Und wenn ihr nur aufhört, wenn ich auch aufhör', dann hör' ich eben auch auf! Damit ihr endlich aufhört!

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Der Vater meiner Freundin wollte neulich sagen: „Ich bin zwar Skeptiker, aber auch Optimist.“ Er vertat sich und sagte: „Ich bin zwar Skeptiker, aber auch Optiker.“ Und da, meine Damen und Herren, liebe Glossisten, öffnete ich überaus spontan mein die Kauwerkzeuge samt Zunge beinhaltendes Körperteilblablablablablablablablablablablabla!

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