: Die superschlauen Netzhasen und das Wörterbuch der Gebrüder Butler
Zwei Werbegrafiker, die sich schlicht „Butler Brothers“ nennen, zeigen unter der Adresse www.terminalnode.com eine britisch unterkühlte Satire der schönen neuen Welt des Internets. Der „Terminalnode“ sei die „ideologische Übertragungsstation im psychostationären Orbit über der Datenwelt“ schwadronieren die Autoren, und sie reduzieren diesen wie auch jeden anderen Unsinn umgehend auf das Format von Osterhasen aus dem Computer. Manchmal brechen sie auf in „die schrankenlose Freiheit“ oder lassen sich auf Luftmatratzen in den ewigen Urlaub der Freizeitgesellschaft treiben. Aber sie reden auch sehr gescheit daher, wenn sie das Wörterbuch benutzen, das „Parallexicon“ heißt. Das Projekt ist so avanciert, daß noch lange nicht jeder Buchstabe des Alphabets „semantisch aufgeladen“ ist, wie Butler und Butler sich auszudrücken belieben.
Die Buchstaben freilich, die bereits eine Hasenbedeutung an sich ziehen konnten, geben einige harte Nüsse zu knacken. Was zum Beispiel soll das Wort „Futilitarism“ bedeuten, das im Bild oben illustriert ist? Hasen, gefangen im Taumel der Warenwelt, offenbar, die exakte Definition aber lautet so: „Der Triumph der Verzweiflung, eine endgültige Hinnahme der individuellen Handlungskompetenz, die Entwirrung des Todestriebes“. Oder so ähnlich.
Tatsächlich verstehen die Butler-Hasen im Grunde immer nur Mohrrüben. Aber das drücken sie ganz anders aus, und sie brauchen dafür ein Mikrofon, um sich selbst zu überzeugen. Ihre Wahrheit ist so gewaltig, daß man sie als „Worth“ schreiben muß. Und Mohrrüben sind das Wertvollste überhaupt. Was aber bedeutet das Wort „Bionalysis“, das mit diesem Bild zugleich erklärt werden soll? „Die revolutionäre Wissenschaft der psychischen Destillation durch einen mysteriös enthüllenden Prozeß.
Ein vollständiges Schicksal kann damit beschrieben werden.“
Die vier Säulen oben erläutern das Wort „Hardfax“, worunter die „Untereinheiten der Realität“ zu verstehen sind, „denen man ins Auge blicken muß, weil sie durch einen elaborierten Prozeß als authentisch beglaubigt sind“.niklaus@taz.de
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen