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Im Endspurt gegen Ausbildungsnot

■ Trotzdem werden viele Schulabgänger auf der Straße stehen

Der Kampf gegen den drohenden Ausbildungsnotstand läuft in diesem Jahr bemerkenswert unaufgeregt. Dabei zeichnet sich trotz aller Bemühungen von Betrieben, Senat, Kammern und Arbeitsamt ab, daß wieder hunderte Schulabgänger im Rennen um eine Lehrstelle zu kurz kommen. Beim Deutschen Gewerkschaftsbund Bremen rechnet die Vorsitzende Helga Ziegert mit etwa 600 unversorgten Jugendlichen, wenn Anfang Oktober die Bilanz des Ausbildungsjahres gezogen wird. Dennoch schlage man nicht, wie kürzlich die niedersächsischen Gewerkschaften, vorzeitig Alarm. Im Gegensatz zu Niedersachen habe Bremen diverse Sonderprogramme aufgelegt.

Ohne eine ähnlich große politische Diskussion wie im vergangenen Jahr leistet der Senat einen Beitrag: 225 Jugendliche können in vollschulischen Ausbildungsgängen Bürokaufleute, Bauzeichner, Tischler und andere Berufe erlernen. Der Senat läßt sich dieses Angebot 6,3 Millionen Mark kosten. Außerdem stellt die öffentliche Verwaltung 30 zusätzliche Azubis ein. Kostenpunkt: fast zwei Millionen im ersten Jahr.

Eine Ausbildungs-Lücke ist zu befürchten, obwohl Bremens Betriebe ihr Lehrstellenangebot aufgestockt haben. Die Handelskammer meldet aus ihrem Bereich ein Plus von vier Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Dafür hängt das Handwerk etwas hinterher. Die Zahl gemeldeter Ausbildungsplätze lag laut Arbeitsamt Ende August mit 5.587 um 1,2 Prozent höher als im Vorjahr. 1998 seien die Angebote der Firmen früher eingegangen als bislang üblich: „Wir haben auch sehr früh gepoltert“, sagt Horst Meyer von der Handelskammer. Positiv schlagen mit 156 neuen Ausbildungsverträgen die erstmals angebotenen Berufe besonders aus der Medien- und Computerbranche zu Buche. 18 Firmen bilden in diesem Sektor erstmals aus.

Trotzdem: Alle Bewerber mit einem Ausbildungsplatz zu versorgen, wird auch in diesem Jahr nicht gelingen. Laut Arbeitsamt blieben 1997 auch schon 641 Schulabgänger ohne Vertrag. „Wir schieben ja schon einen Berg von arbeitslosen Jugendlichen vor uns her“, sagt DGB-Chefin Ziegert. Bis auf 161 sind diese Bewerber aber inzwischen aus der Statsitik verschwunden – in berufsqualifizierenden Kursen, in Schulen oder in Jobs.

Wer in diesem Jahr noch sucht, darf aber weiter hoffen: Noch gibt es Lehrstellen auch in begehrten Büro-, Metall- und kaufmännischen Berufen, versichern unisono Kammern und Arbeitsamt. jof

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