: „Nicht ratzekahl abräumen“
■ Kleine taz-Gartenschule: Es herbstet – Gärten und Balkone müssen winterfest gemacht werden. Aber schon im Januar blühen aus den nun gesetzten Zwiebeln die Krokusse
Der Sommer ist vorbei – vorbei das Badevergnügen, die Eisbecher, das Faulenzen im Liegestuhl. Nur noch die Vorfreude auf Lebkuchen und Adventskekse hält in diesen Monaten viele Menschen davon ab, sich von der Wilhelm-Kaisen-Brücke in die eiskalten Fluten zu stürzen. Dabei gibt es bis zum ersten Schneefall noch jede Menge zu tun – jedenfalls für Gartenbesitzer.
Auch wenn Gärten und Balkone im Winter eher trist aussehen, sollte man zumindest für den nächsten Sommer vorsorgen. Ein letztes Mal sollten jetzt Rasen und Rasenkanten geschnitten werden, rät Andrea Tietjen, die in Mahndorf mit ihrem Mann eine Gärtnerei betreibt. „Außerdem ist jetzt die richtige Zeit für einen Verjüngungsschnitt bei Stauden und Bäumen.“ Also her mit dem neuen Haarschnitt für Rhododendron, Himbeere, Brombeere, Kirsch- und Pflaumenbäume.
Bei den Apfel- und Birnbäumen sollte man dagegen noch etwas warten. Empfindlichere Gewächse wie ein Walnußbaum sollten lieber einer GärtnerIn überlassen werden, ansonsten kann sich auch ein Laie ruhig ans Beschneiden wagen.“Da können Sie nicht so viel falsch machen“, ermutigt Andrea Tietjen. „Man kann theoretisch gleich nach der Ernte mit dem Beschneiden anfangen“, bestätigt Walter Schulz vom Lehr- und Versuchsgarten in Bremen-Horn. „Ich warte allerdings, bis das Laub ab ist – dann sieht man ja auch viel besser, wie man schneiden soll.“
Stauden läßt er dagegen bis zum Frühjahr stehen: „Natürlich sehen die verblühten und vertrockneten Staudenpflanzen nicht so toll aus, deshalb schneiden die meisten Gärtner sie im Herbst auch ab. Sie bieten im Winter aber einen idealen Platz für Tiere, zum Beispiel Igel, Eidechsen oder Frösche.“ Und ür obdachlose Igel läßt er deswegen extra einen Laubhaufen im Garten liegen.
„Natürlich kann man seinen Garten für den Winter ganz ratzekahl abräumen. Ich lasse lieber das Laub auf den Beeten liegen und verteile Häcksel auf der Erde. So trocknet der Boden nicht so aus und bleibt wärmer.“ Im Herbst ist auch Zeit, den Kompost zu sieben und auf die Beete zu verteilen oder fertig gekauften Dünger zu verteilen.
Um im Winter nicht zu erfrieren, müssen einige Pflanzen langsam in Keller oder Garage umgesiedelt werden: „Dahlien zum Beispiel holt man jetzt aus der Erde und legt sie am besten einfach in den Keller“, so Andrea Tietjen. Auch alles, was während des Sommers im Topf auf dem Balkon oder im Garten stand, muß nach drinnen: Im Topf gefriert die Erde zu schnell. Aber nicht alle Pflanzen verbringen den Winter im Haus. Erdbeeren, Knoblauch und Rharbarber werden jetzt schon wieder für den nächsten Sommer gepflanzt. Ab Mitte Oktober sei dann die ideale Zeit, um neue Hecken oder Rosen zu pflanzen, sagt Andrea Tietjen: Dann öffnen die Baumschulen, die bessere und billigere Ware anbieten als Baumärkte oder Großhändler.
Wer auch im grauen Winterwetter auf etwas Grünes im Garten blicken möchte, dem rät sie, Erika oder Efeu zu pflanzen. „Schön ist auch die Zaubernuß, die blüht im Januar und Februar in gelb und orange. Das ist dann schon wieder die erste Frühlingsankündigung.“ Wer jetzt Zwiebeln setzt, muß dann auch nicht mehr so lange auf Krokusse, Osterglocken und Tulpen warten.
Auch ein Balkon hat im Winter mehr zu bieten als nur Platz für den Wäscheständer: Immergrüne Pflanzen wie Efeu oder Heidepflanzen überstehen den Winter auch im Balkonkasten. Dann sollten sie allerdings jetzt gepflanzt werden, um vor dem ersten Frost noch „richtig Fuß zu fassen“, so Schulz.
Für ihn dauert es allerdings eine Zeit, bis der Winter kommt: „Es ist ja noch gar nicht alles abgeerntet. Bis vor kurzem haben wir gepflanzt, und jetzt stehen hier im Garten noch jede Menge Kohlköpfe, Blumenkohl, Braunkohl, Kohlrabi und Rettich.“
Karen Adamski
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